Wie ein Laienbruder durch das Versprechen, Bischof zu werden, getäuscht ward

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

Wechseln zu: Navigation, Suche

Im Kölner Bistum liegt das Zisterzienserkloster Kamp, in welchem ein Laienbruder lebte, der durch seine Unterhaltungen mit den Mönchen gelernt hatte, Texte zu lesen. Auf Grund dieser Erkenntnis verlockt und getäuscht, ließ er sich ohne jemanden etwas davon zu erzählen, geeignete Bücher schreiben und begann Gefallen an dem Laster des Eigentums zu finden. Eines Tages verließ er das Kloster, da ihm dieses Handeln verboten war. Doch war er noch zu jung, um große Fortschritte zu machen. Daraufhin kehrte er voller Reue in das Kloster zurück und ging noch zwei weitere Male zu den weltlichen Schulen und bald wieder ins Kloster zurück.

Durch seine Lernbegierde bot er dem Teufel eine gute Gelegenheit, ihn zu betrügen. Eines Tages erschien ihm der Teufel in Engelsgestalt und sprach zu ihm: »Wenn du fleißig bist und lernst, dann bist du von Gott bestimmt, Bischof von Halberstadt zu werden.« Der Laienbruder kannte die Vorhaben des Teufels nicht und glaubte an die Worte des ihm erschienenen Engels und hoffte auf das ihm Versprochene. Eines Tages erschien der Teufel dem Laienbruder ein weiteres Mal in Engelsgestalt und verkündete ihm mit heiterer Miene: »Heute ist es soweit, der Bischof von Halberstadt ist verstorben, und du sollst seinen Platz einnehmen. Beeile dich und gehe nach Halberstadt. Gott hat beschlossen, dass du der Stadt zum Bischof bestimmt bist und dieser Beschluss ist einzuhalten.« 

Sofort machte der Gläubige sich auf den Weg nach Halberstadt. In der Abenddämmerung erreichte er das Haus eines anerkannten Priesters in der Nähe von Xanten und ergriff die Möglichkeit, bei ihm für die Nacht unterzukommen. Am nächsten Morgen, noch bevor die Sonne aufgegangen war, nahm er sich den Mantel des Wirts, zäumte sich das schönste Pferd des Wirtes und ritt Richtung Halberstadt. Als die Knechte am Morgen den Verlust bemerkten, folgten sie dem Dieb und holten diesen auch bald ein. Von den Knechten wurde er mit dem gestohlenen Pferd vor das weltliche Gericht gebracht. Dort wurde er verurteilt. Statt des Bischofs Thron bestieg er nun den Galgen. Weißt du nun, wohin das Versprechen des Teufels führt?

Anmerkungen

Kloster Kamp liegt am Abteiplatz in Kamp–Lintfort. Kloster Kamp ist ein Kloster auf dem Gebiet der Stadt Kamp-Lintfort, deren Name sich vom Kloster herleitet. Es wurde 1123 gegründet und war das erste Zisterzienserkloster im damaligen deutschsprachigen Raum. Die Klosteranlage liegt auf einem Hügel (Kamper Berg), an dem südlich der historische Kanal Fossa Eugeniana entlang führt. Vom ursprünglich romanischen Bau ist nicht viel bekannt, er soll aber wohl kein Querhaus besessen haben, ebensowenig wie der Bau aus den Jahren 1410-1415, welcher im Truchsessischen Krieg zerstört wurde. Der Neubau aus dem 17. Jahrhundert umfasst noch den Chor des Vorgängerbaus. Das Innere der Kirche beherbergt Gegenstände und Formen aus den vorherigen Jahrhunderten, viel Ursprüngliches ist durch Kriege, besonders aber durch die Säkularisierung unter französischer Herrschaft, verloren gegangen.

Von Außen sind die beiden Zwiebeltürme an der Ostfront das markanteste Zeichen der Kirche, ebenso wie der Dachreiter. Durch diese außergewöhnlichen Stilelemente wird die Bedeutung des sakralen Bereichs unterstrichen. Ein sonst üblicher Turm im Westen (Westwerk) fehlt. Im Nordosten schließt sich eine sechseckige Marienkapelle aus dem Jahr 1714 an.

Zum Klostergelände gehört der um 1990 wiederhergestellte Terrassengarten. Mit der Wiederherstellung wurde der Versuch unternommen, Mosaiksteinchen barocker Gartenbaukunst an ihrem traditionellen Ort wieder in ein geschlossenes Bild zu integrieren. Die wiedererrichtete Gartenanlage wurde 2004/2005 als herausragendes Beispiel in die Straße der Gartenkunst an Rhein und Maas aufgenommen. Siehe: Wikipedia

Kloster Kamp (WGS 84: 51° 30' 09.36" 6° 30' 56.79")

Multimedia

Gelesen von Gisela Schnelle-Parker, Aufnahme und Bearbeitung von Robin Parker.



Literaturnachweis

  • Caesarius von Heisterbach, Wunderbare und denkwürdige Geschichten(Aus dem Lateinischen übersetzt)


Datei:Rik.gif

Diese Sage folgt der Themenroute 22 – Mythos Ruhrgebiet der Route der Industriekultur des Regionalverbandes Ruhr.
Der RVR bietet zum Thema »Kloster Kamp« folgende Informationen.


Hier finden Sie: Kloster Kamp (51.5026° Breite, 6.515775° Länge)

Diesen Ort mit weiteren Geodiensten anzeigen. Weitere Sagen aus Kamp-Lintfort.



Diese Sage ist in den bisher erschienen Werken von Dirk Sondermann nicht enthalten. Von ihm erschienen die Bücher Ruhrsagen, Emschersagen, Bochumer Sagenbuch, Wattenscheider Sagenbuch und Hattinger Sagenbuch. Weitere Publikationen sind in Vorbereitung. Bitte beachten Sie auch unsere Veranstaltungshinweise.


Der Text ist urheberrechtlich geschützt. Nähere Informationen: siehe Impressum.

Ruhr2010Logo
Redaktion