Wie Sonsbeck zu seinem Namen kam
Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet
Die meisten niederrheinischen Orte haben neben ihrem offiziellen noch einen zweiten Namen, mit dem sie von ihren Nachbarn geneckt werden. Der Neckname der Sonsbecker lautet: »Sonsbecker Wortle« (»Wortle« sind Wurzeln, genauer: Möhren). Wie es zu diesem Necknamen kam, davon erzählt man sich folgende Sage:
Der Oberst Rabenhaupt zog einst mit seinem wüsten Soldatenhaufen gegen die Stadt Sonsbeck. Aber der Sonsbecker Turmwächter war auf seinem Posten. Mit seinen scharfen Augen hatte er den Feind alsbald bemerkt und läutete Sturm. Die Bürger rannten bewaffnet auf die Straße und eilten zu den Stadttoren, um diese zu schließen. Das gelang auch noch rechtzeitig, nur an einem Tor fehlte der »Pinn« (Bolzen), um den Riegel festzumachen. Man suchte alles ab, fand aber in der Eile keinen Ersatz. Nun war gerade Herbstzeit und die Möhren wurden geerntet. So kam es, dass auf der Straße, in der Nähe des Tores, eine solche goldgelbe, dicke und lange Möhre lag. Kurz entschlossen steckte der Torwächter diese in die Öse vor den Querbalken und das Tor war zunächst gesichert.
Nun wollte es das Unglück, dass sich eine Kuh in einem Stall innerhalb der Stadt losriss. Unbemerkt gelangte sie auf die Straße, trottete still für sich dahin, als ginge sie ihren täglichen Gang zur Gemeindeweide zum Tor hinaus. Da sie dieses verschlossen fand, schnupperte sie erstaunt an ihm herum und entdeckte die lange Möhre. Weil sie deren »höhere Bestimmung« aber nicht erkennen konnte, hob sie ihr Maul, zupfte und rupfte an der Möhre und fraß sie kurzerhand auf. Das Tor, das schon etwas windschief war, gab nach und stand nun ein wenig offen. Das bemerkten die Feinde bald; sie schlichen lautlos durch das Tor, überrumpelten die Wachmannschaften und wurden so Herren der Stadt. Seit dieser Zeit wurden die Sonsbecker mit ihrem Necknamen »Sonsbecker Wortle« gerufen.
Anmerkungen
Carl von Rabenhaupt entstammte dem bedeutenden böhmischen Adelsgeschlecht der Robenhaupt von Sucha (Robmhap ze Suché). Im Dreißigjährigen Krieg stand er lange in hessischen Diensten. Vor dem »Katastrophenjahr« 1672 wurde er für 4.000 Reichstaler als Heereskommandant zur Verteidigung der Stadt Groningen von der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande verpflichtet.
Am 7. März 1671 trat er als Oberst in den Dienst der Staatsarmee und bekam den Befehl über ein Regiment. Am 31. März 1672 wurde er zum Generalleutnant befördert. Nachdem seine Truppen am 28. Dezember 1672 Coevorden und Groningen von der Belagerung durch den Münsteraner Bischof Bernhard von Galen - im Volksmund Bommen Berend (»Bomben-Bernhard«) genannt - befreit hatten, wurde er am 4. Januar 1673 zum Bürgermeister von Groningen, Drost von Drenthe und Gouverneur von Coevorden ernannt. Siehe Wikipedia
Literaturnachweis
- Fritz Meyers, Die schönsten Sagen vom Niederrhein, 3. Aufl. 1988 Essen, S. 90 f.
Weitere Sagen aus Sonsbeck.
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