Veleda auf der Homburg
Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet
So lange ist es schon her, dass niemand mehr weiß, wann, da lebte an der Lippe »op de Hummborg« eine weise Frau, die trug langes, weißes Haar und ein langes, weißes Kleid und eine goldene Kette um den Kopf. Die Menschen ringsum im Land nannten sie die Velda oder Velleda, wie gelehrte Herren meinten. Die Velda konnte die Zukunft voraussagen. Aber niemand hat sie gesehen außer ihren Treuesten, weil sie immer in ihrem Turm blieb. Als Feinde in die Nähe ihres Turmes kamen, soll sie verschwunden sein und sich in eine Höhle an einem Fluss im »Süderland« (Sauerland - D.S.) zurückgezogen haben. In der Gegend von Meschede im Sauerland heißt es, dass die Göttin Velleda in der Höhe von Velmede hauste, wo sich die Menschen aus der Umgebung oft einen Braukessel ausliehen, der verschwand, als ein Entleiher damit unehrerbietig umging. Andere wissen wiederum, der Turm der Velleda habe an der Ruhr im Rauendahl bei Baak im Kreis Hattingen gestanden, wo sich viele Rat holten. An der Stelle des Turms bauten die Herren von Hardenberg eine Burg, in der nun Gespenster umgehen. Aber auch von der Stelle der Spillenburg (in Essen - D.S.) wird berichtet, dass dort die Velleda in einer Höhle verehrt wurde mit Spielen, Tanzen und Gesang. Ein römisches Kriegsschiff sei vom Rhein zu ihr ruhraufwärts gebracht wurden, mit dem sie spazieren fuhr.
Anmerkungen
Velleda war, wie der römische Historiker Tacitus (IV, 61/65) berichtet, eine Seherin aus dem Bruktererstamm, der an der Lippe saß. Sie habe in einem hohen Turm am Fluss gewohnt und Ratsuchenden die Antwort nur durch die Vermittlung Auserwählter gegeben. Ihre Weissagung bestärkten den Bataver Civilis zur Regierungszeit des Kaisers Vespasian (69-79 n. Chr.) in seiner Absicht, einen Aufstand gegen die Römer zu unternehmen (70 n.Chr.), der fehlschlug. Wahrscheinlich starb sie in römischer Gefangenschaft. Nach Mitteilung von Rektor Haase (Pelkum, früher Krs. Unna, seit dem 1.1.1975 zu Hamm) wurde in dieser Gegend erzählt, der Velleda-Turm habe auf der bis auf einen kümmerlichen Erdhügel verschwundenen Humburg bei Herringen an der Lippe gestanden. Die Ausweitung der Velleda-Sage auf die Gegend an der Ruhr ist bei Bahlmann (Nr. 4,70,96) enthalten. Nach Schnickmann wird Velleda überdies mit Haus Velmede am Südrand von Weddinghofen in der Nähe der Seseke, die in die Lippe führt, in Verbindung gebracht, denn dort habe sie gewohnt. J. Schnickmann fügt hinzu, die Erinnerung an diese weissagende Frau sei in der Bevölkerung des Kirchspiels Methler lange lebendig gewesen. Die Veleda-Frage gehört zu jenen Problemen, die sich wohl niemals zufriedenstellend klären lassen werden, besonders wenn man damit noch das große Fragezeichen der »Irminsul«, jenes oft zitierten mysteriösen germanischen »Zentralheiligtums«, verbindet. (Palme)
Die Hohenburg = Homburg = Hummborg stand größtenteils auf dem Gelände des jetzigen Hafens Gersteinwerk des RWE Gerstein Kraftwerks in Hamm-Nordherringen nördlich vom Torkweg
Die Homburg war eine große mittelalterliche Burg am Südufer der Lippe. Im zwölften Jahrhundert diente sie als Sitz der Grafen von Berg. Sie lag rund 1,5 km nordwestlich des heutigen Stadtbezirks Hamm-Herringen. Einstmals eine der größten Burgen der Region, ist von ihr heute so gut wie nichts mehr erhalten.
Bei der Homburg handelte es sich um eine (hölzerne) Motte bzw. Turmhügelburg, eine der größten in Norddeutschland. Angesichts ihrer Größe muss die Homburg eine bedeutende Burg gewesen sein. Es erstaunt daher, dass es in den zeitgenössischen mittelalterlichen Quellen keinerlei Anhaltspunkte für ihre Existenz oder Geschichte gibt. Siehe Wikipedia
ehemalige Homburg (WGS 84: 51° 40' 09.11" 7° 43' 13.49")
Literaturnachweis
- Helmut G. & Gerda Palme, Sagen vom Hellweg, Hg.: Kreis Unna, Erweiterte Neuauflage Schwerte 1987, Nr. 89
Hier finden Sie: ehemalige Homburg (51.669197° Breite, 7.720414° Länge)
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