Spukfahrt nach Schloß Wandhofen
Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet
In alter Zeit stand auf dem Böhlberge in der Nähe der Hohensyburg im Kreise Hörde das stattliche Schloss des Grafen von Böhle und schaute weit in das Ruhrtal hinein. Herrlich wie die Umgebung war auch das Leben im Schlosse. Ein Fest folgte dem anderen; Sänger bewarben sich um die Huld des schönen Schlossfräuleins, und Ritter kamen weit her und brachen im Kampf ihre Lanzen, um von der Hand der Jungfrau den Preis zu empfangen. So schien ein guter Stern über der Burg zu stehen; aber plötzlich brach das Unglück herein. Eines Tages kam ein Mann von finsterem, närrischem Aussehen und hielt um Beschäftigung an. Er wurde als Kutscher angenommen, erfüllte seine Pflichten treulich und wurde der Leibkutscher des Schlossfräuleins. An einem sonnigen Sommernachmittage wollte die Jungfrau ihre Freundin im Schlosse Wandhofen besuchen; die beiden feurigen Rappen waren ungeduldig geworden, zogen stark an, und der Kutscher versuchte sie vergebens zu zügeln. Da entfuhr ihm der Fluch: »So fahrt in drei Teufels Namen!« Kaum waren ihm diese Worte entflohen, als die Pferde zu rasen anfingen, vom Wege abbogen und die Richtung auf den Elendspaut einschlugen, einen ausgedehnten und gefährlichen Sumpf. Die Verzweiflung des Fräuleins war groß, seine Hilferufe wurden wohl vernommen; aber niemand konnte helfen. Der Wagen verschwand vor den Augen der unglücklichen Eltern im Sumpfe. Seit der Zeit wird der Ort bei Nacht gemieden, und alte Leute erzählen noch oft, daß ihnen abends in der Nähe des Elendspauts weiße Gestalten erschienen und sie von Spuklichtern in die Irre geführt worden sind. Auch das Schloss in Wandhofen ist spurlos verschwunden. Es soll versunken sein; aber alle hundert Jahre steigt es in einer Vollmondnacht wieder empor, und es erschallt aus den hell erleuchteten Fenstern fröhliche Musik. Nach einer Stunde ist der Spuk plötzlich wieder verschwunden.
Anmerkungen
Der Böhlberg und die Grafen von Böhle sowie der Elendspaut sind (auch in Hagen-Boele) nicht nachweisbar (Hinweis erbeten!). Allerdings erscheint in Urkunden des 14. Jahrhunderts in Hagen-Boele eine Familie von Boel, deren Wohnsitz nicht bekannt ist. Nach der Zerstörung der Hohensyburg im Jahre 1287 siedelte sich die Familie von Syberg (siehe Sage 93) auf dem später so genannten Haus Busch unweit von Boele an der Straße {{Straße|Haus Busch 1–3 an (1359 beurkundet). Heute beherbergt das Anwesen eine Journalistenschule und ist von aussen zu besichtigen.
(Hohen-)Syburg und Hörde gehören zu Dortmund. Haus Wandhofen wurde erstmals 1429 urkundlich erwähnt. Dietrich von der Mark nennt Hermann von Wanthofen, Richter zu Schwerte 1397 Berater und Freund. Der Adelsitz gehörte zum Reichshof Westhofen in Schwerte-Westhofen (siehe die geschichtliche Einleitung zu Schwerte.). Das einst wasserumwehrte Haus Wandhofen, von dem kein Rest mehr erhalten ist, lag in nördlicher Richtung hinter der mit einer Gedenkplakette versehenen Großsteingruppe (Hünengrab?), gegenüber dem Autohaus an der {{Straße|Wandhofener Str. 19.
ehem. Standort Schloß Wandhofen (WGS 84: 51.432192° 7.558701°)
Haus Busch (WGS 84: 51.39645° 7.492833°)
Literaturnachweis
Wehrhan, 22f.
Hier finden Sie: ehem. Standort Schloß Wandhofen (51.432192° Breite, 7.558701° Länge)
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Weitere Sagen aus Schwerte.
Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.
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