Licht im »Alten Mann«
Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet
(Karl Schmidthaus): Opa Gehr... erzählte diese Geschichte
Ein junger Bergmann auf einer kleineren Zeche in Steinkuhl hatte am Sonntag gründlich gefeiert, war spät ins Bett gekommen, war dann wohl am Montagmorgen pünktlich wie gewohnt zur Schicht erschienen, war aber noch recht müde. Es blieb da nicht aus, dass er sich recht bald nach einem Plätzchen umsah, wo er ungestört die versäumte Nachtruhe nachholen konnte. Da er sich noch nicht so sehr gut in den Streckenverhältnissen und Örtlichkeiten unter Tage auskannte, wusste er bald nicht mehr, wo er war.
So kam er an eine ihm völlig unbekannte Strecke und sah in ihr in einiger Entfernung ein Licht. Da es ihm schon so langsam unheimlich wurde, ging er darauf zu in der Hoffnung einen Kumpel zu treffen, der ihm den richten Weg zurück zeigen konnte. Er merkte aber nicht, dass er in einen sogenannten »Alten Mann« geraten war, also in eine Strecke, die schon lange nicht mehr benutzt wurde und demzufolge recht schlecht aussah. Er machte sich auch keine Gedanken, als er über einige kleinere Brücken hinweg klettern musste, denn er wurde jetzt immer müder. Plötzlich stand er vor einem großen Bruch, der die ganze Strecke versperrte. Da war dann das Licht verschwunden, er aber war so müde, dass er sich hinsetzte und einschlief.
Als man ihn am Schichtende vermisste, begann man zu suchen, in der Annahme, er sei irgendwo verunglückt und deshalb nicht fähig zu erscheinen. Einige Männer des Suchkommandos kamen ebenfalls an die Stelle, wo der »Alte Mann« abzweigte. Einer sah zufällig dort hinein und erblickte ein Licht, das sich in seltsamen Formen bewegte. Höchst verwundert machte er seine Kumpel darauf aufmerksam und sie gingen in den alten Gang. Sehr weit konnten sie aber nicht dort hinein, denn bald stellten sie fest, dass dort Wetter standen, die mit jedem Schritt konzentrierter wurden. Nun konnten sie sich das tanzende Licht erst recht nicht erklären. Kopfschüttelnd kehrten sie um. Nach einigen Stunden erst gelang es einem mit dem notwendigen Schutzmitteln ausgerüsteten Trupp, den Kumpel herauszuholen. Sie sahen aber kein Licht mehr, denn die Lampe des Bergmanns lag neben ihm und war erloschen. Er selbst aber schlief friedlich den letzten Schlaf. Man sagte, das Licht, das ihn in den »Alten Mann« gelockt habe, sei Caspar selbst gewesen.
Anmerkung
In Steinkuhl gab es die Zechen Alte Steinkuhle (1737-1928), eine der ältesten des Ruhrgebietes, die Auf dem Alten Kamp 37 stand, und Christians Erbstollen (ab 1850 Christiansburg; 1768-1905), die am Hang der Grünfläche zwischen Am Knüpp und Girondelle lag (Hinweis von Paul Reinmöller).
Strecke: Tunnelförmiger Bau unter Tage (= unter der Erde) mit gleichbleibendem Querschnitt; dient der Bewetterung (Belüftung), Fahrung (Fortbewegung per Fuß oder Bahn) und dem Transport.
ehemaliger Standort der Zeche Alte Steinkuhle (WGS 84: 51.457654° 7.241951°) ehemaliger Standort der Zeche Christians Erbstollen (WGS 84: 51.460993° 7.246328°)
Literaturnachweis
- Schmidthaus, Nr. 1654, wohl 1961, S. 22-24
Hier finden Sie: ehemaliger Standort der Zeche Alte Steinkuhle (51.457654° Breite, 7.241951° Länge)
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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:
Verlag Pomp, 2004
ISBN 978-3893550678.
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