Hattingen: Versuche einer Deutung des Stadtnamens

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Hattingen - Heggerstraße

Zahlreich sind die Versuche, dem Geheimnis um die Bedeutung des Stadtnamens Hattingen auf die Spur zu kommen. Wichtigste Voraussetzung für jede fundierte Deutung muss jedoch sein, der ursprünglichen Form des Namens so nahe wie mög­lich zu kommen. So wurde unsere Stadt in den frühesten Überlieferungen aus dem Jahre 1019/1020 noch als »Hatneghen« bezeichnet. In den nächsten 700 Jahren sind darüber hinaus unter anderem auch so unterschiedliche Schreibweisen wie »Hatnecke«, »Hatnicke«, »Hattenhecke«, »Hattenkokge« oder »Hathneyghe« nachzuweisen. Erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts bürgerte sich die bis heute gebräuchliche Form. »Hattingen«, ein. Die vielfältigen Erklärungen des Stadt-namens reichen von »Hat nichts« über »hat negen (neun) Höfe« oder »Wald­wohnort« bis hin zum schlechten Bier, das angeblich in Hattingen gebraut wurde. Der Ort »hat« aus diesem Grunde eine »Neige« gegenüber anderen Städten. Die neuere Forschung will indes von diesen teilweise doch recht kuriosen Deutungsversuchen nichts wissen. Sie führt den Namen Hattingen auf den germa­nischen Volksstamm der Hattuarier oder Chattuarier, dessen Siedlung etwa seit der Zeitenwende an der Ruhr nachzuweisen sind, zurück. Auffallend ist die Vielzahl der Ortsbezeichnungen in der näheren Region, die sich wahrscheinlich auf diesen germanischen Volksstamm beziehen. Als Beispiel seien hier nur der Katzenstein Im Katzenstein in Hattingen-Blankenstein, Am Kattenstein in Hattingen-Bredenscheid; Essen-Katernberg oder Essen-Kettwig erwähnt. In der Urkunde des Jahres 851 wird der Hattinger Raum als »Hatterungau« bezeichnet, ein weiterer Hinweis auf Hattuarier. Für die zweite Hälfte des Namens – »negen« oder »hegge« – lassen sich folgende zwei Erklärungen finden: Mit »negen« könnten die Hattuarier die Lage ihrer Siedlung auf einem Nocken oder Hügel beschrieben haben. Die Ursprünge des Hofes von Hattingen sind jedenfalls in unmittelbarer Nähe der heutigen Straße Auf dem Nocken zu suchen. Diese Bezeichnung wurde nachweislich immerhin schon im Jahre 1518 gebraucht, für die zweite Überlieferungsform »hegge«, auch in Im Heggerfeld oder Heggerstraße enthalten, ist ebenfalls eine einleuchtende Erklärung zu finden, ist das Wort »hegge« doch mit Hecke verwandt. Dornen­hecken, zum Schutz gegen Angreifer und wilde Tiere, waren in hiesiger Gegend keine Seltenheit. Noch um 1950 zäunten die Hattinger ihre Gärten in der Südstadt mit derartigen Dornenhecken ein. Demnach dürfte Hattingen oder vielleicht doch besser Hatneghen die ursprüngliche Bezeichnung für eine auf einer Anhöhe liegende, durch eine Hecke geschützte Siedlung der Hattuarier gewesen sein. (Thomas Weiss)

Literaturnachweis

  • Weiß, Thomas,17




Weitere Sagen aus Hattingen.




Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Hattinger Sagenbuch.
Essen: Verlag Pomp, 2007
ISBN 978-3893552542.



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