Hattingen, Burg Blankenstein – sagenumwoben

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Blankenstein – sagenumwoben

Eine Wanderung durch Hattingen-Blankenstein (Ennepe-Ruhr-Kreis). Beschrieben von Martin Velling (Wanderrouten), Dirk Sondermann (Sagen).

Stolz ragt die Burgruine „auf dem blanken Steyne“ empor, als Wächter über das weite Ruhrtal und die sie umgebenden Gassen, Plätze, Kirchen, Fachwerk- und Bruchsteinhäuser. Das Dorf, einst für vier Jahre Stadt Blankenstein (1966-69) und seit 1970 ein Hattinger Stadtteil, sowie seine grüne Umgegend bieten die richtige Kulisse für Sagen aus alter Zeit.

Info

Start und Ziel: Hattingen-Blankenstein, Parkplatz „Im Tünken“ (unterhalb von Kirchen/Markt/Burg an der Wittener Straße)

Parkmöglichkeit: Parkplatz „Im Tünken“ (s.o.)

Öffentlicher Nahverkehr: Bus-Haltestelle »Burg Blankensten« – Buslinie CE 31 – Bus-Haltestelle „Museum/Klinik“ - Buslinien CE 31, SB 38 (ca. 400 m Fußweg zum Start)

Länge: ca. 7 km

Gelände: hügelig, meist Waldwege, Ortsstraßen

Sehenswertes: Waldgebiet Katzenstein (Naturschutzgebiet) mit Wildgehege; historischer Ortskern mit Kirchen, Burg, Fachwerkhäusern, Stadtmuseum; Gethmannscher Garten

Wanderung

Bevor wir den Burg- und Dorfbereich mit entsprechenden Sagen näher kennenlernen, wollen wir einen Streifzug durch die den Ortskern umgebende Natur unternehmen; hierzu wandern wir mit den Wanderzeichen »Raute« und »H im Kreis« vom Parkplatz Im Tünken abwärts durch ein Waldbachtal zur Kreuzung mit der Wittener Straße (vielbefahren!). Gegenüber geht es links versetzt weiter in den Wald hinein, zunächst noch mit »Raute« /„H im Kreis“. Nach gut 200 m am kleinen Haus links mit A1/A2 geht es auf kurvenreichem Weg durch den Wald. Wir erreichen am Waldrand das Sträßchen Im Katzenstein.

Der Straßenname Im Katzenstein soll auf den hier einst siedelnden germanischen Volksstamm der Hattuarier oder Chattuarier, dessen Siedlungen etwa seit der Zeitenwende an der Ruhr nachzuweisen sind, zurückgehen. In einer Urkunde des Jahres 851 wird der Hattinger Raum als »Hatterungau« bezeichnet, ein weiterer Hinweis auf Hattuarier. (vgl. Dirk Sondermann, Hattinger Sagen, Bottrop 2007, S.30)

Wir erreichen am Waldrand das Sträßchen Im Katzenstein und wandern auf diesem rechts hoch (Zeichen »W im Kreis«), bis wir nach 600 m auf den Röhrkenweg treffen. Scharf links führt uns »W im Kreis« 200 m über diesen bis zum Waldrand, dann leicht rechts etwa 150 m in den Wald hinein. Wir biegen mit A2 rechts ab und gelangen auf Waldwegen zur Sprockhöveler Straße. Auf der gegenüberliegenden Seite geht es links versetzt in den Wald und auf scharfer Rechtskurve zu einem Anliegersträßchen, wo wir auf die Wanderzeichen X17/XR stoßen. Diesen folgen wir nach rechts am Waldrand entlang bis zur Straße Auf Drenhausen.


Sage: Der Knüppelhund

"An der heutigen Straße "Auf Drenhausen« trieb in alter Zeit ein »Knüppelrüer« sein Unwesen, ein gespensterhafter großer Hund mit glühenden Augen, »der mit einem großen an seinem Hals befestigten Knüppel umherlief. Der Knüppel schliff über den Boden und rief ein scharrendes Geräusch hervor. Der Knüppelhund tat jedoch niemandem etwas, sofern man ihn in Ruhe ließ«. Für Kinder war es immer ein besonderes Wagnis, im Dunkeln an dieser Stelle vorüberzugehen.

Fritz Pütters hat in seinem Buch: »Großmutter erzählte noch Sagen aus Wattenscheid und Umgebung« vielleicht die »Ur-Sage« dieses Themas aufgespürt:

Es sind schon viele Jahrhunderte her, da herrschte auf einer Burg im Ruhrtal ein gar gewalttätiger Herr. Keinen Menschen ließ er ungeschoren. Gar mancher »Pfeffersack«, wie er die Kaufleute nannte, schmachtete in dem Burgverlies, bis er gegen hohes Lösegeld freigelassen wurde. Besonders aber hatten die kleinen Bauern und Tagelöhner unter ihm zu leiden. Ihnen nahm er fort, was ihm gefiel. In mancher dunklen Nacht stürmte er ihre dürftigen Wohnungen, raubte ihnen die wenigen Taler, schleppte das Vieh fort und trieb Schabernack mit den Menschen.

Nun hatte ein Bauer einen besonders treuen Hund, der ihm auf Tritt und Schritt folgte, auf das Wort gehorchte und dem Bauern so lieb war, dass er sein bestes Stück Rindvieh ohne Bedenken für ihn hingegeben hätte, wäre dem Hunde einmal etwas passiert.

Der gewalttätige Ritter aber hatte von diesem Hunde gehört, und da er alles besitzen wollte, was anderen lieb und wert war, wollte er auch den Hund haben. Als nun eines Tages der Bauer mit seinem Hunde durch die Wiesen des Ruhrtales ging, kam plötzlich der Ritter mit seinen Knechten über ihn. Den Bauern trieben sie abseits, schlugen auf ihn ein und verwundeten ihn schwer, den Hund aber fingen sie, und als er sich wehrte, um sich biss und einen der räuberischen Gesellen empfindlich verletzte, da banden sie ihm einen dicken Holzknüppel an den Hals, damit er ruhig und ihnen folgsam werde. Als aber der schwer verwundete Bauer sah, wie der Ritter und seine Knechte mit seinem Hund umgingen, da richtete er sich noch einmal auf und rief dem Ritter zu: »Verdammt sein sollst du und als Hund mit einem Knüppel am Hals ruhelos durch das Ruhrtal wandern!«

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, als sich plötzlich der Himmel verfinsterte. Polternder Donner verschluckte das höhnische Lachen des Ritters, und als der Himmel ebenso plötzlich wieder klar war, wie er sich verfinstert hatte, da war der Ritter verschwunden. Und so sehr seine Knechte auch nach ihm suchten, sie fanden ihren Herrn nicht. Als aber wenige Tage später der bei dem Überfall tödlich verletzte Bauer zur letzten Ruhe geleitet wurde, da hörte man zum ersten Male das unheimliche Bellen und Heulen eines riesigen Hundes, und abends sah man das Untier zum ersten Male über die Ruhrwiesen hasten. Und seitdem eilt der „Knüppelrüer“ über die Weiden zu beiden Seiten der Ruhr.

Wehe dem Menschen, der ihm begegnet und nicht sofort das Kreuz schlägt! Er wird niemals wieder gesehen. Wer das riesengroße Tier aber fangen will, der wird von ihm in die Ruhr geführt, in die der »Knüppelrüer« sich immer stürzt, wenn er sich verfolgt weiß.

Und wie schon vor Jahrhunderten, so auch heute noch... (vgl. Dirk Sondermann, Hattinger Sagen, Bottrop 2007, Nr.16)

Wanderung

Auf Drenhausen gehen wir mit ländlichem Flair (immer mit X17/XR) vorbei an den dortigen Höfen und stoßen anschließend am Rand der Siedlung An der Hesselbecke auf die Sprockhöveler Straße (X17/XR verschwinden nach rechts). Links gehen wir an der mit älteren Villen bestandenen Sprockhöveler Straße (siehe folgende Sage) bis zum Abzweig eines Fußweges nach gut 250 m, der uns rechts zum Ausgangspunkt Im Tünken leitet.

An der Sprockhöveler Straße 19 liegt die sich in Privatbesitz befindende Spukvilla Puth:

Die Spukvilla Puth ist das Haus eines ehemaligen Seil-Fabrikanten! Es gehen Geschichten um, dass der alte Puth dort in der Nähe immer noch als Geist mit seinen Hunden, von denen er viele gehabt hat, spazieren geht! Leuchtet man diesen Mann an, dann verschwindet er! Und auch um das Haus ranken sich viele Geschichten. Manchmal ist dort nachts Licht an; oder man hört komische Geräusche! Wenn man vor dem Haus vorbeigeht ist es einem immer unheimlich, ob es Tags oder Nachts ist! Hier wachen die Nachbarn dass dort niemand hingeht! (vgl. Dirk Sondermann, Hattinger Sagen, Bottrop 2007, Nr.16)

»Neben den Ruinen (der Burg Blankenstein), hoch oben auf der Bergfläche liegt der freundliche Flecken Blankenstein …« Das malerische und romantische Westfalen, 1872, S. 327

Den Abschluss der Tour bildet ein Rundgang durch den alten Blankensteiner Ortskern, den wir vom Ausgangspunkt aus treppauf erreichen: ganz rechts erhebt sich die Burg Blankenstein, erbaut 1227 durch Graf Adolf von der Mark wohl nicht aus den Steinen der zerstörten Hattinger Isenburg (Strafe für den Mord durch Friedrich von Isenberg am Kölner Erzbischof Engelbert) wie gern erzählt wird. Vom Turm geht der Blick über Alt-Blankenstein und die umgebenden Grünzüge ins 80 m tiefer gelegene Ruhrtal mit dem Kemnader See und den Höhen von Bochum-Stiepel. Wenige Reste der seit 1909 unter Denkmalschutz stehenden Burg stammen aus den Zeiten der Erbauung; nach Verfall im 16./17. Jahrhundert wurden im 18. Jahrhundert Anbauten hinzugefügt.

Vor der Burg befindet sich die Evangelische Kirche (1767 errichtet als Ersatz für die alte Schlosskapelle; Inneres teils barock, teils 19./20. Jahrhundert) im ältesten Teil der Ansiedlung, »Freiheit« genannt. Am Marktplatz finden wir die Katholische Kirche (1794-1801 erbaut; Ausstattung barock und spätgotisch) und die Amtshäuser aus dem 19. Jahrhundert, die heute das Hattinger Stadtmuseum beherbergen. Hinter dem Museum geht es zu den erhaltenen Resten des Gethmannschen Gartens (Aussichtspunkte, verschlungene Wege, Baumbewuchs, Brückchen, lauschige Plätze u.v.m.), einer im 19. Jahrhundert landesweit berühmten Anlage. Viele ältere Gebäude (Fachwerk, Bruchstein, schieferverkleidet) gilt es in den umgebenden Gassen zu entdecken.

Sage: Raubritter Joost von Burg Blankenstein

Vor einigen Hundert Jahren hauste auf Burg Blankenstein ein Ritter, der seinem Stand wenig Ehre machte – der Raubritter Joost. Sehr feinfühlig ging er mit seinen Untergebenen nicht um. Den Bauern ritt er durchs Korn, und wenn sie ihren Ärger wortreich zum Ausdruck brachten, knallte nicht selten die Peitsche des Ritters auf die Leute nieder, so dass sie vor Schmerzen laut aufschrien. Mit Gewalt machte er sich auch die eine oder andere junge Bauersfrau gefügig. Kaufleute waren vor ihm ebenfalls nicht sicher, häufig plünderte er sie bis aufs Hemd aus, so dass sie froh sein mussten, ihr nacktes Leben retten zu können. Auch der Pfarrer konnte keine Änderung der unerträglichen Situation herbeiführen. Er predigte den Bauern aus dem Römerbrief, sie sollen Gutes tun, denn wer Gutes tut, braucht die Herrschenden nicht zu fürchten, außerdem würden sie nach ihrem Tod im Paradies für ihr Leiden auf Erden reich belohnt werden.

Der Raubritter trieb sein Unwesen immer weiter – jahraus, jahrein. Irgendwann aber fiel der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. »Es reicht – es muss etwas geschehen!«, stimmten einige Bauern überein und schritten zur Selbsthilfe. Doch leichter gesagt als getan: Sie lauerten dem Joost an einer Lichtung unweit der Burg Blankenstein auf … In ihrer Nähe war bald schon das Aufschlagen von Hufen auf dem Waldboden zu hören. Im Abendlicht war die Gestalt nur schemenhaft zu erkennen, – doch es war der Raubritter, – ganz sicher. Schnell sprangen die Bauern aus ihrem Versteck hervor, um Joost zu stellen, doch plötzlich war er verschwunden. Was war geschehen? Deutlich erkannte man die Hufabdrücke im weichen Waldboden – sie gingen den Spuren nach, als aus der entgegengesetzten Richtung unerwartet der Raubritter auf sie zu galoppierte. Schon knallte die Peitsche auf den Rücken eines Bauern nieder, schon schallte des Ritters höhnisches Lachen wieder durch die Nacht. Die Hufspuren des Pferdes zeigten doch in eine ganz andere Richtung – die Bauern waren völlig verwirrt –, kein Wunder, denn der Raubritter von Blankenstein hatte seinem Ross die Hufeisen verkehrt herum annageln lassen.

Kein Ende nahm das verbrecherische Treiben des Burgherren. So konnte es nicht weitergehen. Wenig später kamen andere Bauern und Kaufleute zusammen, um zu beraten, was zu tun sei. Die Burg erstürmen? Zwecklos! Zu massiv waren die Mauern, zu gut bewacht war die Anlage. Dann fielen die Stichworte »Belagern« und »Aushungern«. Keine schlechte Idee. Los gings: Die Geschädigten – und es waren nicht wenige – zogen vor Burg Blankenstein, die Anlage wurde belagert, kein Mensch kam mehr zur Burg herein, kein Mensch kam heraus. Doch das störte den Joost offensichtlich überhaupt nicht. Lautes Grölen und Krakeelen zeigte den Belagerern an, dass die Burgmannen bestens gelaunt waren, so manches Fass wurde dort oben leer getrunken. Und je lauter die da oben feierten, desto missgelaunter und griesgrämiger wurden die da unten, die Belagerer; schon zwei Wochen hielten sie nun aus.

Wenige Tage später kam eine alte Frau zu den Bauern und fragte: »Warum seid ihr so übel gelaunt? Eure Kinnladen hängen ja schon auf dem Bauchnabel!« Die Belagerer klagten ihr Leid. Die Greisin gab daraufhin den Ratschlag: »Grabt dem Raubritter doch das Wasser ab!« »Die Idee ist nicht schlecht«, erwiderte der Anführer, »das würden wir bestimmt tun, die Frage ist nur, wo liegt die Quelle?« Die Frau darauf: »Na, dann hört einmal zu: Ihr besorgt euch einen Esel, gebt ihm drei Tage lang nichts zu saufen und lasst ihn anschließend zum Burgberg laufen. Dort wo er mit den Hufen scharren wird, grabt ihr nach, genau an dieser Stelle wird sich die Quelle befinden, die den Burgbrunnen speist.« 

Diese Anweisung befolgten sie haargenau – was hatten sie schon zu verlieren? Nach dem dritten Tag schrie der Esel vor Durst, und nachdem er freigelassen worden war, scharrte er nach kurzer Zeit tatsächlich in der Nähe der Burgmauer mit den Hufen auf dem Boden; hier gruben die Belagerer nach, und wenig später floss ihnen in der Tat Wasser entgegen. Die Quelle war gefunden worden; sofort leiteten sie den Wasserfluss um, so dass der Burgbrunnen von Blankenstein versiegte.

Und es war Sommer, Hochsommer sogar – und kein Tropfen Wasser in der Burg … Das Jauchzen und Krakeelen dort oben wurde immer leiser und wandelte sich nach wenigen Tagen in ein Fluchen und Zähneklappern. Je markerschütternder Joost und seine Leute nun schimpften und keiften, desto lauter jauchzten und krakeelten nun die Belagerer. Kurze Zeit später öffnete sich das Burgtor, und ein Mann mit einer weißen Fahne, wohl ein Unterhändler, ritt aus der Burg heraus, auf die Bauern zu. »Joost will sich ergeben, aber nur unter der Bedingung, dass seine Frau verschont bleibt, und zwar mit dem, was sie auf drei Gängen aus der Burg heraustragen kann!« Die Belagerer überlegten. Sicher, die Frau des Raubritters war schon recht gebrechlich, nicht umsonst machte er sich dauernd über die jungen Bauernmädchen her, was sollte sie schon tragen können? »Ist in Ordnung!«, hieß die Nachricht an den Unterhändler.

Wenig später. Wiederum öffnete sich das Tor der Burg, die Frau vom Joost erschien auf der Zugbrücke, noch nie sah man sie so krumm dahergehen, sie ächzte und stöhnte, als würde sie die Sünden der Welt tragen. Genauer betrachtet sah die Sache schon anders aus: Keinen anderen als ihren Mann, den Raubritter Joost selbst, trug sie aus der Burg heraus. Den Belagerern half kein Fluchen und kein Zähneklappern, nein, – sie durften den Ritter nicht gefangen nehmen, denn sie hatten ihr Versprechen gegeben. Die alte Frau ging zur Burg zurück, um kurz danach in gleicher Weise, diesmal mit ihrem Sohn beladen, aus dem Tor herauszuwanken. Wieder ertönte das Schreien und Toben der Bauern, und abermals durften sie nicht einschreiten. Und zum dritten Mal ging sie in das alte Gemäuer, zum dritten Mal kam sie heraus. Doch was war das für ein Blinken und Funkeln? Tatsächlich den gesamten Burgschatz, die Räuberbeute, trug die alte Frau in großen Körben. Kostbare Juwelen, Perlen, Gold- und Silbermünzen. Das Toben der Belagerer nahm kein Ende, wieder durften sie nichts unternehmen.

So ging der Raubritter Joost mit seiner Familie triumphierend zur Ruhr hinunter, um über die betagte Holzbrücke den Weg in Richtung Weitmar zu nehmen, wo Verwandte wohnten. Die schmale Brücke ächzte unter dem Gewicht der drei Personen und des wertvollen Schatzes. Die Holzbalken krachten immer bedrohlicher unter ihren Füßen, schließlich brach die ganze Brücke in sich zusammen. Laut um Hilfe schreiend fiel die Familie mitsamt dem Schatz in die Fluten der Ruhr. Auch die Belagerer schrien laut auf, aber nicht, weil der Raubritter im Fluss sein nasses Grab fand, sondern weil der kostbare Burgschatz ebenfalls auf Nimmerwiedersehen in dem tiefen Wasserlauf versank.

Bis in unsere Zeit hinein, so wird erzählt, soll in mondhellen Sommernächten hin und wieder tief vom Grund der Ruhr her ein Funkeln und Leuchten zu sehen sein. In solchen Momenten lässt der Schatz des Raubritters Joost sein Versteck erahnen…

Anmerkungen:

Bei dem Raubritter Joost handelt es sich wohl um Johann (Joost)von Syberg, der 1637 Verwalter der Burg Blankenstein wurde. Unter seiner Leitungwurde die Anlage, die keinen militärischen Nutzwert mehr hatte, um 1662 geschleift. Viele wertvolle Materialien von Burg Blankenstein, wie behauene Quadersteine, Dachschiefer und Eisenteile ließ von Syberg zur Ausbesserung seines teilweise baufälligen Wohnsitzes Haus Kemnade verwenden. Dieses Herrenhaus und das Gericht Stiepel, als Lehen des Grafen von der Lippe, waren durch die Heirat mit Sibylla Arnolda von der Reck in seinen Besitz gekommen. Die Bewohner des Ortes Blankenstein waren über den Abbruch der Burg sehr verärgert und schrieben 1664 einen Beschwerdebrief an ihren Landesherrn, den »Großen Kurfürsten« Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688). Darin schilderten sie die Burg als »ansehnlichste, schönste und festeste unter allen Schlössern der Grafschaft Mark«; sie wurde aufgrund fälschlicher Behauptungen von Seiten Sybergs unrechtmäßig geschleift, nur um Baumaterial für den Verwalter einzubringen. Die Ortsansässigen forderten, Joost von Syberg solle »die Krone des Märkischen Landes«, Burg Blankenstein, wieder aufbauen oder »etliche hunderttausend Reichstaler erstatten«.

»Das könnte leicht durch den ungetreuen Drost Syberg und seinen Anhang zu Wege gebracht werden, die gleich Prinzen im Lande sind, in sechsspännigen Kutschen herumfahren und den Steuerbeutel in den Händen haben«, heißt es im weiteren Text des Briefes. Der Beschwerdebrief an den »Großen Kurfürsten« blieb ohne Erfolg. Das negative Bild vom Burgverwalter Johann Georg von Syberg, das bei der Blankensteiner Bevölkerung vorgeherrscht haben muss, hat wohl zur Sagenbildung um den »Raubritter Joost« beigetragen. Die Kemnader Ruhrbrücke jedoch wurde erst lange nach »Raubritter Joost« im Jahre 1928 erbaut. Das wasserumwehrte Haus Kemnade birgt heute ein Museum und ein Restaurant. Es liegt in Hattingen An der Kemnade 10 (Etwas außerhalb unseres Wanderweges.) (vgl. Dirk Sondermann, Hattinger Sagen, Bottrop 2007, S. 39 - 42)


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