Die weiße Frau auf dem Hof Waterhues
Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet
Seit langer Zeit haben die Bewohner des Gehöftes Waterhues in Lenklar schon oftmals eine weiße Frau mit zwei Kindern um die Mitternachtsstunde auf dem Gehöft und in seiner Umgebung gesehen. Wurden sie angesprochen, verschwanden die Gestalten im Nu. Manchmal waren es auch nur ein Knabe und ein Mädchen, die man in hellen Nächten bei dem Hof sah. Sie trugen Blumenkörbchen in der Hand: das waren die Geister jener beiden Kinder, deren Hofesstätte das Kloster Cappenberg an sich gezogen hatte. Noch in jüngster Zeit will man diese Erscheinung erlebt haben.
Anmerkungen
Die Sage wurde von dem 1983 verstorbenen Werner Stadtarchivar K. Mörstedt mitgeteilt (s.a. Julius Schwieters, die Bauernhöfe des östlichen Teils des Kr. Lüdinghausen; Nachdruck Münster 1984). Werne wird 834 erstmals genannt, als bei einem bischöflichen Haupthof eine Kirche gegründet wurde. Bald nach der Stiftung Cappenbergs wurde 1139 diesem Kloster die Pfarrei übertragen. Fast 700 Jahre hatte einer seiner Kanoniker die Pfarrstelle und das damit verbundene Amt des Dechanten inne. Vermutlich an einer Lippebrücke (nicht an der heutigen Stelle) wurde 1253 der zweite westfälische Städtebund unter Dortmund, Münster, Soest und Lippstadt geschlossen, einer der Ausgangspunkte für die Hanse. Ein Erinnerungsstein erinnert an der Lippe an dieses Ereignis. Das Amt Werne fiel 1802/03 an Preußen, 1807 an das Großherzogtum Berg. 1816 bildete das Amt den Kern des neugeschaffenen Amtes Lüdinghausen; am 1.1.1975 kam die Stadt Werne, zu der auch Lenklar gehört, zum Kreis Unna (s.a. Historische Stätten). Die Sage von der weißen Frau auf dem Hof Waterhues beruht nach der Meinung von Stadtarchivar Mörstedt auf folgenden geschichtlichen Vorgängen: Im Jahr 1290 entstand Streit zwischen der Witwe des Wilhelm Waterhues, Mathildis, nebst ihren Kindern Arnold, Wilhelm, Elisabeth und dem Kloster Cappenberg. Das Gehöft Waterhues liegt dicht an der Lippe, die sehr fischreich war. Das Fischereirecht besaß aber nur das Kloster Cappenberg. Der Bauer W. hatte um seinen Hof eine Gräfte gezogen, die er vom Lippenfluss abzweigte und die somit ständig mit Lippenwasser gefüllt und ebenso fischreich war, wie die Lippe selbst. Der Bauer hielt sich für berechtigt, in seiner Gräfte zu fischen. Dieses Recht aber machte man der Witwe streitig. Sie musste den freien Hof in die Abhängigkeit des Klosters geben als Sühneopfer für das seit vielen Jahren dem Kloster zugefügte Unrecht. Der Sohn konnte auf dem Hof als Höriger des Klosters bleiben, während die Witwe in das Frauenkloster am Fuße des Cappenbergs eintrat. Die im Volke entstandene Unruhe über die Härte des Urteils mag der Grund sein für die Bildung der Sage.(Palme)
Hof Waterhues liegt an der Lünener Str. 155 (Privatbesitz).
Hof Waterhues (WGS 84: 51° 38' 46.37" 7° 26' 20.23")
Literaturnachweis
- Helmut G. & Gerda Palme, Sagen vom Hellweg, Hg.: Kreis Unna, Erweiterte Neuauflage Schwerte 1987, Nr. 117
Hier finden Sie: Hof Waterhues (51.646214° Breite, 7.438953° Länge)
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