Die Spindel von Gosewinkel
Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet
Die Besitzer der beiden Schloß - Burgen Gosewinkel und Dorneburg im nahen Eickel waren eng miteinander befreundet. So eng war diese Freundschaft, dass sie sogar einen Verbindungsgraben von Schloßgräfte zu Schloßgräfte anlegen ließen, nur um sich gegenseitig ohne Benutzung der schlechten Straßen besuchen zu können. Als nun eines Tages der Gosewinkeler Edelmann plötzlich ohne Leiberben starb, präsentierte der von der Dorneburg der Witwe seines Freundes eine alte Schuldforderung. Sie war so hoch, dass die Frau alle Herrlichkeiten ihres Schlosses und all ihren Schmuck sowie die meisten der zum Gosewinkel gehörenden Ländereien abgeben oder verkaufen mußte, um diese Forderung begleichen zu können. Nur eine goldene Spindel hatte sie noch, von der sie sich aber nicht glaubte trennen zu können. Sie war ihr besonders lieb und wertvoll. Ihr toter Eheliebster hatte sie ihr einst am Hochzeitstage geschenkt. Sie fürchtete jedoch den Zorn der Gläubiger und wußte daher nicht, wo sie dieses letzte ihr verbliebene wertvolle Stück verstecken sollte. Nur eine alte Zigeunerin wußte Rat. Mit dem Glanz des Hauses Gosewinkel sei es für immer vorbei, war ihr Wissen. Die Witwe solle doch neben dem alten, einen neuen Schloßbrunnen graben lassen, riet sie. In dem alten Brunnen solle sie die Spindel versenken und ihn dann mit den ausgeworfenen Erdmassen des neuen Brunnens wieder auffüllen. Niemand würde die Spindel sich dann jemals aneignen können.
Die Gosewinkeler Herrin tat, wie ihr geraten. Sie versenkte die Spindel in den Brunnen, ließ einen neuen Brunnen graben und mit seiner Erde den alten wieder zuwerfen. Außerdem ließ sie noch eine große schwere Steinplatte auf den alten Brunnen legen, Ein paar Jahre vergingen. Die Schloßherrin wurde immer einsamer. So entschied sie sich fortzuziehen. Vorher aber ließ sie das Schloß Gosewinkel niederreißen. Niemand sollte künftig in dem Hause wohnen, in dem sie einst glücklich gewesen war.
Die Dorneburg aber stand noch ein paar Jahrhunderte. Erst der Bombenkrieg des letzten Völkermordes brachte ihr das Ende. Und die goldene Spindel wurde nie gefunden.
Anmerkung
Johann von Eickel erbaute um 1420 das wasserumwehrte Haus Gosewinkel (Herne-Eickel Im Gosewinkel/ Ecke Hirtenstr. ). Tatsächlich errichtete er zusammen mit Röttger von der Dorneburg zwischen den beiden zu den Adelssitzen gehörenden Wassermühlen einen Kanal, der die Wasserversorgung der Mühlen sichern und vor Hochwasser schützen sollte. Zuvor gab es durch das Einmünden des Kützelbaches in den Dorneburger Bach (Königstr. / Ecke Holsterhauserstr. ) und die scharfe Wendung, die hier der Dorneburger Mühlenbach in Richtung Westen (parallel zur Dorneburgerstr. ) nahm, immer wieder Überschwemmungen.
1712 übernehmen die von Strünkede zu Dorneburg Haus Gosewinkel, das 5 Jahre später abgerissen wurde. Über den alten Kanal wurde die jetzige Straße Am Weustenbusch errichtet.
Haus Dorneburg soll aus einer alten dornenumwehrten Fliehburg der fränkischen Brukterer hervorgegangen sein. 1227 gehörte sie einem Conrad von der Dorneburg, genannt Aschebrock. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie durch Fliegerbomben zerstört.
Die Dorneburg befand sich auf dem jetzigen Schulgelände in Herne-Eickel Königstr. / Ecke Holsterhauserstr.
Haus Gosewinkel (WGS 84: 51.518267° 7.173967°) Dorneburg (WGS 84: 51.5221° 7.180433°)
Literaturnachweis
- WS, Nr. 13 (Pütters, 13 nach Grasreiner, 108-111, nach Leiermann, 1936, 168 sind diese Aufzeichnungen ``nicht im Volke entstanden. Es sind Erdichtungen der Verfasser. »; vgl. Viehweger, 78-83, 202-211)
Hier finden Sie: Haus Gosewinkel (51.518267° Breite, 7.173967° Länge)
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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.
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