Die Priesterin Veleda zu Spillenburg

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Schleusenhaus Spillenburg
»... von Steele wanderten wir an der Ruhr entlang nach der Spielenburg ... ein angenehmer und abwechslungsreicher Spaziergang. Links hat man die Ruhr und eine offene Landschaft, rechts felsige Berge mit malerisch gelegenen Häusern ...« J.C. Christ, 1835

Zwischen Steele und Rellinghausen führt längs der Ruhr eine Straße hin. An dieser liegt die Spillenburg. Für unsere Vorfahren war sie ein bedeutungsvoller Ort. Dort stand eine geweihte Felsenhöhle, in der zu Ehren der Götter gespielt und getanzt wurde. Eine reine Priesterin versah dabei den heiligen Dienst. Sie entstammte dem Volke der Brukterer und wurde Velleda genannt. Bei Freund und Feind genoß die hohes Ansehen. Sogar die Römer warben um ihre Gunst und schickten ihr Gesandte mit reichen Geschenken zu. Sie aber wandte sich mit Stolz und Verachtung von den Fremdlingen und diente in Treue ihrem Volke. Ihm galt sie als eine Prophetin oder Seherin. Sie sagte seine Kriegsschicksale voraus und begeisterte die Männer zu Kampf und Schlacht. Darum stand sie im ganzen Lande der Germanen in hohem Ansehen, und dieses Ansehen wuchs nach ihrem Tode noch immer mehr. Man hielt sie für ein göttliches Wesen und glaubte sie in den Reihen der Walküren oder Schlachtjungfrauen zu sehen. Wenn der Krieg aufloderte, legten diese flugs ihr blinkendes Rüstzeug an, schwangen sich auf ihre feurigen Renner und sausten mit fliegenden Haaren windschnell durch die Lüfte dahin. Von ihren Goldhelmen und Harnischen (Rüstungen, D.S.) ging ein blendender Glanz aus, und Sonnenstrahlen brachen aus ihren Speeren und Schilden. Die Krieger fühlten ihre Nähe, und mutig stürzten sie dem Tode entgegen. Die Walküren aber nahmen die sterbenden Helden, hoben sie mit starken Armen auf ihres Rosses Rücken und trugen sie in sausendem Fluge nach Walhalla hin. Hier, in der Burg des Kriegsgottes, erwachten sie zu einem neuen schönen Leben. (Vos, Weinand) Nicht sehr weit von der Irmensäule liegt an der von Steele am rechten Ruhrufer entlangführende Straße die Spillenburg mit dem ehemaligen Höhlentempel der Veleda, wo selbst die alten Götter durch Spielen, Tanzen und Singen gefeiert wurden. Hierhin auch ließ sich die einflußreicher Seherin, die zu Kaiser Vespasians Zeiten (69–79 n. Chr.) den edlen Bataver Claudius Civilis in seinem Kampfe für Freiheit und Unabhängigkeit unterstützte, den gefangenen römischen Legaten Lupercus zu schicken und ein erobertes römisches Admiralschiff, das sie als Yacht zu Spazierfahrten benutzte, auf der Ruhr heraufbringen; später aber wurde sie, da der glückliche Erfolg, den sie ihren Schützling prophezeit hatte, ausblieb, von den Römern gefangengenommen und im Triumph zu Rom aufgeführt. (Bahlmann)

Anmerkungen

Die Höhle (Spillenburg) lag an der Spillenburgstr./ Ecke Westfalenstr. auf westlicher Seite am Berg. Zur Veleda siehe die Sagen 56,172. Zur Irmensäule siehe die folgende Sage.

ehem. Höhle, Spillenburgstr. (WGS 84: 51.438935° 7.059799°)

Literaturnachweis

  • Vos, Weinand, 25f. (nach Petersen, 97f, 196, 202, 237; vgl. Der Sprecher, Bd. 59, 1833, Sp. 801); vgl. Bahlmann, 1922, 136


Hier finden Sie: ehem. Höhle, Spillenburgstr. (51.438935° Breite, 7.059799° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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