Die Lilie und der Tote

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

Wechseln zu: Navigation, Suche
Datei:Weiße Lilienblüte.JPG
Weiße Lilienblüte

In Datteln war ein Bauer unterwegs, um Kohlen zu fahren. Da sah er mitten im Weg im Schnee eine weiße Lilie stehen und pflückte sie ab. Als er wiederkommt, steht wieder eine Lilie da, die noch viel (»einen Haufen«) schöner gewesen ist. Nun sieht er, dass sie einem Toten aus dem Mund wächst. Da haben sie den Toten ausgegraben und zum Friedhof gebracht.

Anmerkungen

Regelmäßige Kohlelieferungen von den Zechen südlich der Ruhr und zwischen Ruhr und Emscher waren schon Ende des 18. Jahrhunderts und im frühen 19. Jahrhundert zu verzeichnen. Der Kohleabbau im Gebiet der Ruhrberge und weiter bis zur Emscher, das ehemals zur Grafschaft Mark gehörte, wurde erst dann systematisch gesteigert, als das Land Mark 1766 in das Königreich Preußen eingegliedert wurde. Die neuen Herren förderten stark das Gewerbe. 1779 wurden alle Gruben unter staatlicher Aufsicht und Leitung gestellt. Der Absatz verfünffachte sich. Für den Transport der Kohle sollte zunächst eine Kohlenstraße zur Lippe angelegt werden, von wo dann der Weitertransport stattfinden sollte. 1776 erfolgt die Schiffbarmachung der Ruhr. Die Kohle wurde mit Schiffen nach Duisburg transportiert. Noch heute sind an den Ruhrufern die Leinpfade erhalten, auf denen Zugpferde bei der Bergfahrt die Schiffe zogen. Im Vest Recklinghausen hatte der Bergbau an der Ruhr Nutz- und Brennholz aus den im Gemeinbesitz befindlichen Markengebieten bezogen. Durch den einsetzenden Raubbau wurden diese verödet. So kam es, dass vermutlich schon Ende des 18. Jahrhunderts oder bald nach 1800 Gemeinheiten im Vest (1820/30) aufgeteilt und teilweise in Ackerland verwandelt wurden, gab es einen großen Bedarf an Kohle. Bei dieser Sage gibt es zwei Teile. Der vermutlich neuere besteht aus der Einleitung, der ältere ist der Teil mit der Auffindung des Toten. Dieser Tote konnte von einem der vielen Kriegszüge stammen, die durchs Vest führten, von einem Überfall oder einer Fehde. (Kollmann, nach: Vorlesungsmitschrift: Prof. Dr. Schoppmeier, Westfälische Geschichte bis zur Säkularisation. WS 1991/1992, Universität Bochum)

Literaturnachweis

  • Adelheid Kollmann, Sagen aus dem alten Vest und dem Kreis Recklinghausen, Recklinghausen 1994, S. 180




Weitere Sagen aus Datteln.



Diese Sage ist in den bisher erschienen Werken von Dirk Sondermann nicht enthalten. Von ihm erschienen die Bücher Ruhrsagen, Emschersagen, Bochumer Sagenbuch, Wattenscheider Sagenbuch und Hattinger Sagenbuch. Weitere Publikationen sind in Vorbereitung. Bitte beachten Sie auch unsere Veranstaltungshinweise.


Der Text ist urheberrechtlich geschützt. Nähere Informationen: siehe Impressum.

Ruhr2010Logo
Redaktion