Die Buschmühle an der Emscher

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Mühlrad einer Wassermühle

Von der Buschmühle erzählte man sich früher folgende Begebenheit:

Im ausgehenden Mittelalter muß es gewesen sein, da gehörte dem Ritter von Didinghofen eine Zeitlang die Wassermühle an der Emscher. Jedoch, sie bereitete ihm großen Kummer. Immer wenn er einen Müllerknecht einstellte, war der am andern Morgen verschwunden. Manchmal fand der Ritter dann vor der Mühle eine Blutlache, manchmal eine zerrissene Jacke, einen Schuh oder einen zerbeulten Hut. Von den Müllerburschen aber fehlte stets jede Spur. Waren sie umgebracht worden? Hatten sie mit jemandem gekämpft? Oder waren sie verjagt worden und Hals über Kopf geflohen?

Der Ritter von Didinghofen war darüber betrübt und dachte bei sich: Ich will die Mühle aufgeben. Es ist nicht richtig, daß bei mir die Knechte in ein Unglück gestoßen werden. Und er verriegelte die Mühle.

Nach knapp einem Jahr kam wieder ein Müllerbursche, der gern in der Buschmühle arbeiten wollte. Der Ritter aber schüttelte den Kopf und erzählte ihm schließlich, daß auf der Buschmühle offenbar ein Fluch liege. Der Knecht jedoch erwiderte, er habe keine Angst und wolle die Arbeit versuchen. Auch sei er ganz allein auf der Welt. Da war der Herr von Didinghofen endlich einverstanden und nahm den Burschen in seinen Dienst.

Es war schon Abend, als der neue Knecht in die Mühle ging. Er zündete das offene Feuer an und kochte sich einen großen Topf Roggenbrei. Da hörte er auf einmal draußen ein Poltern, als ob der Brennholzstapel umgestoßen würde. Er öffnete die Tür und ging ein paar Schritte hinaus. Doch er sah und hörte nichts.

Als er sich aber umdrehte und wieder ins Haus zurückgehen wollte, wurde er plötzlich von hinten angesprungen. Zwei stark behaarte Arme legten sich um seinen Hals und drückten gegen seine Kehle, im Nacken spürte er einen heißen Atem. Er wußte: ein Werwolf hatte ihn gepackt!

Das Untier versuchte, ihn in die Dunkelheit zu ziehen. Aber der Knecht stemmte sich mit aller Kraft dagegen, um wieder in die Mühle zu kommen, und zwar mitsamt dem Werwolf auf dem Rücken. Und er schaffte es. Vor dem offenen Feuer ließ er sich zu Boden fallen und rang mit dem Tier, bis er sich von dem Würgegriff befreien konnte. Es gelang ihm, blitzschnell in den großen Topf zu fassen und dem Werwolf eine Hand voll heißen Roggenbrei auf die Augen zu klatschen. Sofort ließ das Biest ihn los und heulte auf. Der Müllerknecht nutzte den Augenblick, griff nach dem Brotmesser auf dem Tisch und schnitt dem Tier den ledernen Wolfsgürtel durch, den jeder Werwolf um den Leib trägt und warf ihn ins Feuer.

Der Wolf schüttelte sich, drehte sich um sich selbst, fiel auf die Erde und stand nach einigen Sekunden wieder auf - als ein ganz normaler Mann. Verwirrt blickte er den Müllerknecht an und schlurfte langsam auf die Tür zu. »Halt, bleib doch!« rief lachend der Knecht. »Iß einen Teller Brei mit mir und freu' dich, daß du von dem Zauber befreit bist. « 

Der Mann setzte sich an den Tisch. »Ich kann's noch nicht fassen. Endlich bin ich an einen Stärkeren geraten. Deine Vorgänger hier in der Mühle waren alle zu schwach oder zu bange, um mir den teuflischen Gürtel abzunehmen. Sie sind alle vor mir weggelaufen. « 

Danach ließ er sich den Roggenbrei gut schmecken, dankte dem Müllerburschen, daß er ihm geholfen hatte, wieder ein Mensch zu werden, der sich nicht mehr in einen Werwolf verwandeln muß, und ging in die Nacht hinaus. Die Buschmühle aber hat vom nächsten Morgen an wieder munter geklappert.

Anmerkungen

Wer den Westfalenpark vom Eingang »Buschmühle,« am Ende der Straße An der Buschmühle, aus betritt, sieht nach wenigen Schritten bei dem Restaurant gleichen Namens ein nachgebautes Mühlrad Es erinnert daran, dass hier über viele Jahrhunderte eine Wassermühle gestanden hat: die Buschmühle. Die Ursprünge der Buschmühle liegen im dunkeln. Bekannt ist aber, daß im Jahr 1378 der Dortmunder Bürger Tidemann von Palsod den Emscherstau vom Rat der Stadt pachtete, mit dem Recht, dort eine Wassermühle zu errichten. Ende des 18. Jahrhunderts erwarb der Freiherr von Romberg das Anwesen.

Die Romberg'sche Renteiverwaltung eröffnete 1894, als der Kaiserhain (Westfalenpark an der Florianstr. ) eingeweiht wurde, das Restaurant »Buschmühle«. Seit 1927, als die Stadt Dortmund die Romberg'schen Besitzungen kaufte, gehört die Buschmühle der Stadt. Im Mai 1944 wurde sie ein Opfer des Bombenkrieges. Mit der ersten Bundesgartenschau 1959 entstand wieder ein Restaurant »Buschmühle«, das jedoch mit dem einstigen Ausflugslokal nur noch den Namen gemeinsam hat. Im gleichen Gebäude ist auch »Das Deutsche Kochbuchmuseum» untergebracht (Öffnungszeiten: April – Oktober 10-17 Uhr, Montags geschlossen).

Buschmühle, ehem. (WGS 84: 51.49245° 7.480017°)

Literaturnachweis

  • Gronemann, 30; in Am. verwendete u. weiterführende Lit. : Heinrichs


Hier finden Sie: Buschmühle (51.49245° Breite, 7.480017° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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