Die Beinkamps Juffer
Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet
Dort, wo die Gemarkungen (Grenzen - D. S.) der ehemaligen Bauerschaften Berghausen, Essel und des Dorfs Suderwich zusammenstoßen, liegt ein Feld, das mit dem Namen »Beinkamp« bezeichnet ist. Früher war es mit Wald bedeckt, der zum Loh (Wald) gehörte. Von den drei Ortschaften führten Wege zum Beinkamp. Tagsüber konnten die Wanderer in Ruhe dort vorbeigehen, aber nachts mußte man sich hüten, einen der Wege zu benutzen, die dahin führten. Dort ging eine weiße Frau um, die »Beinkamps Juffer«. Niemand weiß mehr, wer diese Juffer (Jungfrau = unverheiratete Frau) war, noch kennt man den Grund, warum sie nachts dort umhergehen muss. Die Kinder wurden mit der Beinkampsjuffer erschreckt, um sie zu hindern, vom Hause fortzulaufen.
Anmerkung
Die obengenannten drei Bauerschaften liegen am Abhang des Recklinghäuser Höhenrückens zwischen Recklinghausen und Oer. Das es sich um sehr alte Siedlungsplätze handelt, beweisen ihre Namen: Essel = Esselare - freier (gerodeter) Platz im Eschenwald (siehe Recklinghausen - Essel), Suderwich = Ort im Süden (Recklinghausen-Suderwich), im Loh (Recklinghausen-Hillen), einem ehemaligen Waldgebiet, stießen die Grenzen dieser Orte zusammen. Das Loh war einst im Gemeindebesitz der Esseler und Suderwicher Bewohner. Als es 1765 an die Anteilseigner aufgeteilt wurde, rodete man vielfach den Wald. Loh wird heute eine Senke genannt, die 50 m nordöstlich der Gaststätte »Haus Waldesruh“ am Lohweg 122 liegt. Der Name Beinkamp bedeutet »umfriedete Weide mit Gebeinen« und diente wohl als Begräbnisstätte. Die Friedhöfe wurden hierzulande mit »Kamp« oder »Kämpken« bezeichnet unter Hinzufügung des Namens des als ersten dort begrabenen Toten. Der Name Beinkamp hat sich Jahrhunderte gehalten. Der Kamp wurde nie als Acker bestellt. Die Bewohner wussten, dass er ein Friedhof war. Erscheinungen nächtlicher spukhafter Gestalten werden häufig mit uralten Ruinen oder Friedhöfen verbunden. Das ist ein weiterer Hinweis auf den vermuteten Charakter des Kamps. Das Beinkamp liegt im Bereich westlich der Bergstr. und nördlich des Frankenweges. Es könnte sich um einen Pestfriedhof handeln; denn Pesttote wurden weit von den Siedlungen entfernt, in Wald oder Feld bestattet. Das Gräberfeld am Beinkamp kann aber auch aus vorchristlicher Zeit stammen. Man soll dort Urnengräber gefunden haben.
Beinkamp (WGS 84: 51.612794° 7.239175°) Haus Waldesruh (WGS 84: 51.618524° 7.239816°)
Literaturnachweis
- Kollmann, 85 nach ``Das Geheimnis einer alten Sage,» in: Westfälische Landeszeitung vom 7. 5. 1933, Nr. 124. Kollmann: Diese Sage aus Essel war 1933 noch den älteren Bürgern bekannt. Gesammelt hat sie der Heimatforscher Konrektor Schulz.
Hier finden Sie: Beinkamp (51.612794° Breite, 7.239175° Länge)
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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.
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