Der vornehme Gefangene auf Burg Blankenstein

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Burg Blankenstein

»... der schönste Punct des Ruhrtals in dem Städtchen Blankenstein, nämlich die unvergleichliche stundenweite Aussicht ... auf das heitere grüne breite Ruhrtal...« (K. Bädeker, 1854)

In dem dunklen Verlies des Blankensteiner Schlosses schmachtete lange Zeit ein vornehmer Ritter, der sogar ein Bischof gewesen sein soll. Aus vielen Wunden blutend war er eines Tages von märkischen Reisigen im Auftrage ihres Herrn dem Drosten zu besonders sorgsamer Bewachung übergeben worden. Mitleidig hatte sich, solange er mit dem Tode rang, des Drosten holdes Töchterlein seiner angenommen und seiner auch nicht ganz vergessen, als er vom Krankenlager zu lebenslänglicher Haft in den finsteren Messerturm gebracht war. Nicht nur warf sie ihm durch die schmale Fensteröffnung, wenn keine neugierigen Augen zu fürchten waren, ab und zu ein kräftig Stücklein Braten oder einen kleinen Leckerbissen in die enge Zelle, sondern sie wußte auch dem strengen Vater, als dieser selbst einmal wieder gar arg von der Gicht geplagt und ganz auf ihre Pflege angewiesen war, die Erlaubnis abzuschmeicheln, daß ihr einstiger Pflegling auf dem wohlverwahrten Burghofe auf und ab wandeln durfte. Doch jegliche Erleichterung der schrecklichen Haft höre auf, als nach dem Tode des Drosten, der auch seine Tochter zum Eintritt in das Elsyer Prämonstratenserinnenstift zwang, ein noch weit strengerer Nachfolger seinen Einzug gehalten. Der arme Gefangene, der bis dahin noch so eben sein Dasein gefristet, siechte nunmehr zusehends dahin und lag eines Morgens als Leiche auf dem kalten Boden. Ohne Sang und Klang – nicht einmal das Totenglöcklein ertönte – begrub man ihn in einer Ecke des nahen Friedhofs, und noch heute weiß keiner, wer er gewesen und was er verbrochen; verdient aber – so meint das Volk – wird er die harte Strafe wohl haben, da ihm noch immer nicht die ewige Ruhe beschieden, sondern des Nachts schon mancher begegnet sei.

Anmerkungen

Der Kölner Erzbischof Ruprecht († 1480), mit dem die Sage in Zusammenhang gebracht wird, saß und starb nicht als Gefangener auf Blankenstein an der Ruhr, sondern auf Burg Blankenstein in Gladenbach in Hessen. Der ehemalige Adelssitz in Hattingen liegt an der Burgstr. und birgt heute ein gemütliches Restaurant. Der Wehrturm ist begehbar und in der Sommerzeit täglich bis 21 Uhr geöffnet. Er bietet eine schöne Aussicht ins Ruhrtal. Blankenstein wurde 1226 von dem Grafen von der Mark gegen den Erzbischof von Köln erbaut, nachdem der Märker große Teile der ehemaligen Grafschaft Isenberg an sich gerissen hatte (siehe die Anmerkung zu Sage 48).

Burg Blankenstein (WGS 84: 51.406567° 7.2295°)

Literaturnachweis

  • Bahlmann, 1922, 93f. (nach Hüttemann, Otto, Blankenstein und seine Umgebung, Witten 1889, 22–24


Hier finden Sie: Burg Blankenstein (51.406567° Breite, 7.2295° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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