Der unheimliche Wallmeister von Recklinghausen

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

Wechseln zu: Navigation, Suche

In Recklinghausen der Wallmeister war ein harter Mann. Die Arbeiter auf den Wällen mussten sich tüchtig plagen; nie hörten sie ein freundliches Wort von ihrem Meister. Er schimpfte und tobte den ganzen Tag und nannte seine Leute nur verwünschte Hunde. Als einmal ein alter Mann den Karren voll Erde nicht mehr weiterbringen konnte und ein wenig verschnaufen wollte, war auch schon der Wüterich bei ihm. Die Peitsche sauste auf seinen Rücken nieder, so dass er zu Boden sank. Mit seiner letzten Kraft erhob sich der Alte noch einmal und verwünschte den Meister und brach zusammen.

Als der Wallmeister sein ruchloses Leben geendet hatte, ward er begraben. Weil er aber die Menschen bei Lebzeiten so gequält hatte, konnte er im Grabe keine Ruhe finden. Einem Bauern, der an einem rauen Dezemberabend – es war in der Thomasnacht – aus der Stadt nach seinem einsam gelegenen Hofe ging, begegnete im Hohlweg ein schwarzer Hund mit glühenden Augen. Heulend begleitete ihn das unheimliche Tier wohl eine Strecke, sodass es dem Manne heiß und kalt über den Rücken lief und er todkrank bei den Seinen anlangte.

Das war der Wallmeister, der als Hund umherirren mußte wegen seines Frevels und nicht erlöst werden konnte, weil niemand wagte, ihn nach dem Grunde seines Leides zu fragen.

Anmerkung

Die Thomasnacht ist die Nacht zum 21. Dezember. Recklinghausen diente seit Ende des 12. Jahrhunderts bis zur Säkularisation im Jahre 1803 als Zentralort der Hochgerichtsbarkeit des Erzbistums Köln und wurde als Festung ausgebaut; daher »Vest Recklinghausen». Seit Mitte des 18. Jahrhunderts war Recklinghausen dauerhaft Amtssitz kurkölnischer Statthalter mit Sitz in der »Engelsburg“ an der Augustinessenstr. 10. Heute ist dort ein Hotel eingerichtet. 1815 fiel Recklinghausen an Preußen. Ein Wallmeister beaufsichtigt den Bau und kontrolliert die Wehrhaftigkeit der Stadtmauer. Der (ehemalige) Hohlweg verläuft innerhalb des Stadtgartens zwischen Festspielhaus und (parallel zur) Arenbergstraße und Cäcilienhöhe. Der Hohlweg ist begradigt worden.

Engelsburg (WGS 84: 51.615717° 7.194133°)

Literaturnachweis

  • Vetter, Eugen in: Alt-Recklinghausen, Recklinghausen 1922, III. Jg, S. 63


Hier finden Sie: Engelsburg (51.615717° Breite, 7.194133° Länge)

Diesen Ort mit weiteren Geodiensten anzeigen. Weitere Sagen aus Kreis Recklinghausen.


Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




Der Text ist urheberrechtlich geschützt. Nähere Informationen: siehe Impressum.

Ruhr2010Logo
Redaktion