Der starke Hans

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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frisches Brot

Ohne Mutter musste der kleine Hans in der Gegend von Weddinghofen im früher viel größeren Kirchspiel Methler aufwachsen, denn gleich nach seiner Geburt war sie gestorben. Der Vater zog ihn mit Eselsmilch auf, wovon er so kräftig wurde, dass man ihn nur den starken Hans nannte. Als die Zeit kam, dass er seines Vaters Haus verlassen und sich verdingen sollte, schickte ihn der Vater zu einem Bauern.

Eines Tages backte die Hausfrau Brot im Backofen, und der starke Hans wurde dazu angestellt, das Brot aus dem Ofen zu ziehen. Doch als die Frau nachsah, was der Knecht geschafft habe, da war alles Brot, zwölf Stück an der Zahl, ganz und gar verschwunden. »Gut geschmeckt hat euer Brot, Bäuerin«, sagte der Hans und klopfte sich den Bauch.

Mit dem Brotbacken war es also nichts Rechtes. Drum sollte der starke Hans lieber dreschen. Aber wie es sich so gab, jeden Dreschflegel schlug er in Stücke. Schließlich wurde es ihm zu dumm. Er holte sich eine Ackerwelle, band sie an einen Wiesenbaum und schlug drauf los, dass es krachte. Dabei holte er so weit aus, dass die Schindeln von den Sparren flogen und die Ackerwelle bei jedem Schlag durch das Dach fuhr. Da wollte der Bauer solch einen starken Knecht nicht mehr haben, und Hans verdingte sich bei einem Müller. Kaum schlug die Uhr Mitternacht, kamen kleine Teufel und trieben Schabernack mit ihm. Erst hatte der starke Hans seinen Spaß daran, dann aber wurde es ihm zu bunt, als ein Teufel seine Nase packte und sie zusammendrehte wie einen Strick. Dunnerkiel, das fuhr dem starken Hans in die Glieder. Er fasste den Neckteufel und schmiss ihn hast-du-nicht-gesehen in die Kammräder des Mahlwerks. Als der Teufel schließlich kreischend davon humpelte, da hielten es auch die anderen Teufel nicht mehr in der Mühle aus. Sie verschwanden und kamen niemals wieder. Der starke Hans aber heiratete die Müllerstochter.

Literaturnachweis

  • Helmut G. & Gerda Palme, Sagen vom Hellweg, Hg.: Kreis Unna, Erweiterte Neuauflage Schwerte 1987, Nr. 55




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Diese Sage ist in den bisher erschienen Werken von Dirk Sondermann nicht enthalten. Von ihm erschienen die Bücher Ruhrsagen, Emschersagen, Bochumer Sagenbuch, Wattenscheider Sagenbuch und Hattinger Sagenbuch. Weitere Publikationen sind in Vorbereitung. Bitte beachten Sie auch unsere Veranstaltungshinweise.


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