Der arme Ritter von Burg Königsberg

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Armbrust, Bogen und Pfeil

Den letzten Ritter von Königsberg, so erzählt die Sage, hatten widrige Zeiten so arm gemacht, daß er mit Weib und Kind manchmal sogar hungern mußte. Darunter litt er schwer. Als er einmal durch den Wald streifte, sah er auf einem Baumstumpf einen Mann mit einem wahren Galgenvogelgesicht sitzen, der ihn laut verlachte, weil er so betrübt dreinblickte. Der arme Ritter wurde darüber wütend und drohte mit seinem Bogen. Doch der fremde Kerl lachte nur noch ärger. Da zielte der Ritter und schoß auf ihn. Der Mann aber fing den Pfeil lässig auf und warf ihn zurück. »Ihr seid ein schlechter Schütze, Ritter. Gebt mir doch mal Euren Bogen. « Dem Ritter wurde es zwar etwas unheimlich, doch er gab ihm den Bogen. Der Mann nahm eine rote Hahnenfeder von seinem Hut, legte sie auf den Bogen, schoß aufs Geratewohl in den Wald hinein, und nur einen Steinwurf weit entfernt stürzte ein mächtiger Rehbock getroffen zusammen. »Füttert daheim Eure hungrigen Würmer damit«, sagte grinsend der seltsame Schütze. Der Ritter wurde kreidebleich und brachte kein Wort heraus.

»Wollt Ihr den Bock nicht ?« fragte der andere. »Sagt 's mir nur, dann laß ich ihn wieder davonspringen. Aber ich könnte Euch helfen. Soll ich ?« »Ja, hilf, wenn du kannst!« rief der arme Ritter wie besessen, »Ich weiß einen grünen Stein«, sprach der Unheimliche, »der kann Euch reich machen. Aber ich will etwas dafür haben. « Er zog drei Grashalme aus der Erde und hielt sie dem Ritter hin. »Einen Grashalm müßt Ihr ziehen. Zieht Ihr den großen Halm, dann gehört Ihr selbst mir; zieht Ihr den mittleren Halm, dann gehört mir Euer Weib; zieht Ihr den kleinsten, dann will ich Eure Kinder. « 

Dem Ritter wurde schwindelig, denn nun wußte er genau, wen er vor sich hatte. Und doch war es ihm, als würde seine Hand zu den drei Halmen hingezogen. Schon berührte er sie. Doch dann zuckte er zusammen, und er rief: »Gott im Himmel, hilf mir!« Im nächsten Augenblick gab es einen Donnerschlag, daß die Erde zitterte. Der Ritter bekam einen so gewaltigen Schlag ins Gesicht, daß er sich mehrmals um sich selber drehte und ohnmächtig auf die Erde fiel. Als er aus seiner Besinnungslosigkeit erwachte, ging gerade die Sonne auf. Ich muß die ganze Nacht hier gelegen haben, dachte der Ritter, stand auf und sah sich um. Richtig, da war der Baumstumpf. Aber der Unheimliche mit der Hahnenfeder war verschwunden. Vorsichtig ging er einige Schritte durch den Wald. Auch der tote Rehbock war verschwunden. Dafür aber fand er in einer Mulde eine unglaubliche Menge Eidechsen, Nattern und Kröten, die alle auf einem Haufen durcheinander und übereinander krochen. Das hat was zu bedeuten, dachte der Ritter. Doch er traute sich nicht, noch näher an die Mulde zu gehen. Er steckte einen Stock in die Erde, um die Stelle genau zu kennzeichnen, und ging heim. Nach drei Tagen wanderte er nochmals in den Wald. Als er zu der Mulde kam, lag darin nur noch eine tote Natter und daneben eine leblose Kröte, beide umgeben von dickem Schleim. Neben der Kröte fand er einen faustgroßen grünen Stein. Er hob ihn auf, reinigte ihn an einem Bach und nahm ihn mit nach Hause. Er glaubte bestimmt, daß er aus dem Stein einigen Nutzen ziehen könnte. Denn ein Krötenstein, das wußte er, ist ein vortreffliches Mittel gegen Entzündungen und Beulen. Man brauchte mit dem Stein nur über die wunden Stellen zu reiben.

Anmerkungen

Die Befestigungen der Burg Königsberg bestanden aus einem doppelten Wassergraben und einem Wall. Bei Grabungen stieß man auf Scherben aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Die ältesten Besitzer, die Ritter von Königsberg, wurden 1241 erstmals urkundlich erwähnt. Ihnen gehörten auch Güter in Nette und Rahm (heute Stadtteile Dortmunds). Doch schon 1317 kam Königsberg in den Besitz der Reichsstadt Dortmund.

Das heutige, nicht mehr bewirtschaftete umfangreiche Gut Königsmühle an der Ellinghauserstr. 309 (im Stadtplan eingezeichnet) gehörte zur Burg Königsberg. Burg Königsberg lag etwas nord-östlich versetzt, unter der jetzigen Halde zwischen Gut Königsmühle und IKEA.

Dem Aberglauben nach half ein versteinerter Seeigel, ein sogenannter »Krötenstein,» gegen die Infektionskrankeit Ruhr.

g. Dortmund (Stadtmitte)

``Aber die alte »Tremonia»(Dortmund) hatte feste, bis auf den Tag noch nie bezwungene Thürme und die Bürger hatten gar derbe Fäuste. »(Schücking-Freiligrath,216)

Königsmühle, Gut (WGS 84: 51.56245° 7.41515°)

Literaturnachweis

  • Gronemann, 235-237, in Am. verwendete u. weiterführende Lit. : Wehrhan ; HDA, Bd. 1, 1239


Hier finden Sie: Gut Königsmühle (51.56245° Breite, 7.41515° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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