Der Werwolf von Oer

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Werwolf, Holzschnitt 1512

Sagen über den Werwolf (niederdeutsch Warwulf) sind der Verfasserin nicht bekannt. Doch in Erzählungen der Bewohner tauchen sie hin und wieder auf. Solange es in der Haard noch Wölfe gab, und das war bis vor 200 Jahren der Fall, wurde auch vom Werwolf erzählt. Hendrikes (Heinrich) aus der Haard erlebte auf dem Heimweg von der Bauerschaft Siepen (nordwestlich von Oer) zu seinem kleinen Haus in der Haard Schreckliches.

Er hatte sich am Samstagabend beim Schuster »putzen« (=rasieren) lassen, damit er für den Sonntag fein war, wenn er die Messe in der St. Peter und Paulskirche in Oer besuchte. Auf dem Weg durch Weiden und Wiesen musste er über einen schmalen Brückensteg den Silberbach (Silvertbach) überqueren. Plötzlich entdeckte er den vor der Brücke liegenden Werwolf, der wohl auf ihn lauerte. Die in der Dunkelheit leuchtenden Augen des Ungeheuers starrten ihn mit unheimlichem Blick an. In seiner Angst rannte er weiter, lief durch den Bach, fiel hin, raffte sich auf und schrie erbärmlich. Endlich konnte er sich aus dem sumpfigen Boden lösen und rannte, so schnell er konnte, nach Hause. Seiner Frau berichtete er vom Werwolf, der ihm dem Weg verstellt hatte. Sie wusste Rat, zog ihm die durchnässte Kleidung aus und bedeckte ihn mit einem Betttuch, unter dem der alte Mann verschwand. Neben ihn stellte sie eine Kerze, in deren Flamme sie verschiedene Kräuter verbrannte. Auch Zweige aus dem geweihten Palmstrauß waren dabei. Damit vertrieb sie böse Geister und Zauberkräfte. Der Mann beruhigte sich allmählich.

Anmerkungen

Den Werwolf hatten zwei junge Burschen gebaut, die dem Alten wegen seiner spitzen Zunge eine Mahnung geben wollten. Einem Pferdekopfskelett legten sie faulendes Holz in die Augenhöhlen, das in der Dunkelheit magisch leuchtete. Sie waren dem Mann von weitem gefolgt und konnten nun das Geisteraustreiben beobachten. Später wurden sie nachdenklich und begriffen, was sie dem Alten angetan hatten. Die Geschichte zeigt, dass noch in diesem Jahrhundert vom Werwolf erzählt wurde und abergläubische Menschen sich vor ihm fürchteten.(Kollmann) Die katholische Kirche St. Peter und Paul liegt an der Friedrichstr. 12a. Die Sinsener Str. überquert den Silvertbach in Höhe des DreischenKamp.

Kirche St. Peter und Paul (WGS 84: 51° 38' 50.75" 7° 14' 06.97")

Literaturnachweis

  • Adelheid Kollmann, Sagen aus dem alten Vest und dem Kreis Recklinghausenn, Recklinghausen 1994, S. 118


Hier finden Sie: Kirche St. Peter und Paul (51.647431° Breite, 7.235269° Länge)

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Diese Sage ist in den bisher erschienen Werken von Dirk Sondermann nicht enthalten. Von ihm erschienen die Bücher Ruhrsagen, Emschersagen, Bochumer Sagenbuch, Wattenscheider Sagenbuch und Hattinger Sagenbuch. Weitere Publikationen sind in Vorbereitung. Bitte beachten Sie auch unsere Veranstaltungshinweise.


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