Der Werwolf von Meiderich

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Darstellung eines Werwolfs von 1722


Ein Knecht in Meiderich wurde des Nachts gar oft in einen Werwolf verwandelt. Begegnete ihm dann ein Wanderer, so sprang er ihm plötzlich auf den Nacken und ließ sich von ihm tragen, bis jener erschöpft zusammenbrach. Als es aber einmal einem seiner Opfer gelang, ihn mit einem Messer zu stechen, da erhielt er sofort seine menschliche Gestalt wieder und war für immer von seiner Plage befreit.

Anmerkung

Der Glauben, dass sich Menschen in Tiere verwandeln können, ist so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst. Noch heute ist diese Vorstellung in so genannten »primitiven Kulturen« Afrikas und der Neuen Welt verbreitet. Werwölfe sind sowohl in germanisch-skandinavischen als auch in asiatischen Kulturen bezeugt. Das Wort »Werwolf« leitet sich von althochdeutsch: wer = Mann, also Mannwolf ab. Zu kultischen oder kriegerischen Handlungen bekleidete man sich mit Tierfellen, um sich das Wesen des Tieres, seinen Mut und seine Kraft zu eigen zu machen. Durch Rauschmittel oder hypnotische Einflüsse wurde dieser Verwandlungsglaube noch verstärkt. Die nordischen »Berserker« gehen ebenfalls auf diese Verwandlungsvorstellung zurück. Sie waren in Bärenfelle gekleidete Krieger (ber: Bär, sekr: Gewand). Später wurde angenommen, schon ein Teil des Felles könne eine Verwandlung bewirken, so dass man sich nicht mehr vollständig mit Tierfellen bekleidete, sondern nur einen (Wolfs-) riemen umlegte. Literarisch belegt begegnen uns Werwölfe auf deutschem Boden erstmals in der Wölsungensage um das Jahr 1260.

Literaturnachweis

  • RS, 23 (Bahlmann,195 nach K. Dirksen, Volkstümliches aus Meiderich, Bonn 1895, 46f.)




Weitere Sagen aus Duisburg.


Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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