Der Unkenstein
Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet
Vom Stapeltor, wo sich früher das wirkliche Tor der Stadt Duisburg erhob, das seinen Namen von dem dort abgehaltenen Stapelgericht erhalten, zog sich ehemals der Springwall, dessen Name noch in dem dortigen Straßennamen erhalten ist, nach der Ruhrau hin. Wo sich die vom Stapeltor nach Nordwesten verlaufende Stadtmauer am Springwall nach Südwesten wandte, stand der noch im Jahre 1800 vorhandene Koblenzer Turm, ein Turm der Stadtmauer, bei dem die Koblenzer Schiffe anlegten, als hier noch der Rhein unmittelbar die Mauern der Stadt Duisburg bespülte. Nicht weit vom Koblenzer Turm auf dem Deich lag der »Unckelsteyn«, ein großer Findlingsblock, wie sich deren damals in der Ruhrau noch mehrere fanden, die, wie auch der Unkelstein oder Unkenstein, prächtige Grenzsteine waren. Am Unkenstein war das Ende der Herrschaft Mörs. Das Volk hat immer solchen Dingen, deren Herkunft ihm unbekannt war, allerlei geheimnisvolle Bedeutung gegeben. Besonders die Findlingsblöcke, die Fremdlinge aus nordischen Gebieten, erfreuen sich der Sagenbildung. So auch der Unkelstein oder Unkenstein. Am Unkenstein entsprang eine Quelle, der Spring genannt, den dem der Springwall seinen noch heute fortlebenden Namen hatte, da er auf den Spring zuführte. Den Stein soll einst, so erzählte vor beinahe dreißig Jahren ein steinaltes, in Düsseldorf wohnendes Mütterchen, dessen Wiege in Duisburg gestanden, der Teufel in der Schürze hierher getragen haben, um damit eine in der Nähe erbaute Kirche zu zerstören. Da entfiel ihm der Stein, ehe er sein Ziel erreicht hatte. Solche Teufelssteine waren zumeist die germanischen Opfersteine. Möglich, daß auch die Düsseren, die ersten Bewohner Düsserns, hier eine Opferstätte an einem ihnen heiligen Spring, ähnlich demjenigen im Walde, besaßen. Die heilige Unnahbarkeit des Steines scheint folgende noch im Munde mancher Leute lebende Sage festzuhalten: Auf dem Steine saß oft in dunklen Nächten eine große Kröte mit glühenden Augen. Sie bewachte einen Schatz, der unter dem Unkenstein begraben lag. Auch hat der Stein die merkwürdige Eigenschaft, daß er, wenn mittags die Glocken ertönten, sich dreimal im Kreise drehte. Andere wollen auf dem Unkenstein in der Mittagsstunde einen Ziegenbock haben sitzen sehen, wieder andere um die mitternächtige Stunde den Teufel im Mondenscheine und um ihn herum eine Menge tanzender Gestalten. Alle Hexen der Umgegend brachten am Unkenstein ihrem Herrn und Gebieter ihre Huldigung dar.
Anmerkungen
Stapeltor und Springwall lagen an den gleichnamigen Straßen. In diesem Bereich und Am Alten Wehrgang sind noch weite Teile der historischen Stadtmauer erhalten. Am Alten Wehrgang 8 steht der restaurierte Koblenzer Turm. Am Unkelstein 43, kurz hinter dem Tor der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG), erinnert eine 1990 errichtete Natursteinsteele an den ehemaligen Unkelstein. Duissern ist ein Stadtteil von Duisburg. Die Stadt Moers liegt nördlich von Duisburg.
Unkenstein (WGS 84: 51.444534° 6.772422°)
Koblenzer Turm (WGS 84: 51.438° 6.76325°)
Stapeltor, Ecke Springwall (WGS 84: 51.437136° 6.766575°)
Literaturnachweis
- Uhlmann-Bixterheide, 1f. (nach K. Heck)
Hier finden Sie: Unkenstein (51.444534° Breite, 6.772422° Länge)
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Weitere Sagen aus Duisburg.
Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.
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