Der Spuk im Brahmkamp

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

Wechseln zu: Navigation, Suche
Markus Pernhart - Landschaft mit Fuhrwerk

Im Brahmkamp bei Scholven lag ehemals ein Waldstück, ein großer ansehnlicher »Busch« bestanden mit mächtigen Buchen. Die Leute ,op'n Scholveo«, in Polsum, Marl und Buer wussten, daß es in Brahmkamp spukte. So kam es daß weder Kinder, noch junge Mädchen, noch alte Frauen allein durch den Wald gingen. Nicht einmal vor einem »geistlichen Gewand« hatte der Spuk Respekt. Der Vikar vom »Stuorknest« (Storchennest), der Vikarie von Burg Lüttinghof, ging nach Sonnenuntergang nicht mehr durch den Brahmkamp, obwohl er ein und resoluter Mann war. Der Spuk zeigte sich in verschiedener Gestalt. Manchmal ließ er sich als feine weiße Dame sehen. Wenn Fuhrleute mit ihrem Wagen durch den Brahmkamp fuhren, schwebte ein feiner weißer, großer Sommervogel vor den Pferden her. Die blieben stehen und rührten sich nicht von der Stelle. Dem Fuhrmann gelang es nicht, sie zu bewegen, weder mit guten Worten, noch mit der Peitsche. Dann brach ihnen der Angstschweiß aus, und Schaum stand vor ihrem Maul, Sobald die Erscheinung verschwunden war, gingen die Pferde »im vollen Karrjeh dadüa« (im vollen Galopp durch). Kein Mensch war in der Lage, sie aufzuhalten. Dort lief ein Mann mit einer »Dreipannskappe« (Hut namens »Dreispitz“ aus dem 18. Jahrhundert ? D. S.) herum. Man erzählte auch von einem Wagen, der an den Wanderern vorbeifuhr. Wenn man ihn einholen wollte und glaubte, bei ihm zu sein, war er plötzlich verschwunden. Im Brahmkamp spukte auch das »Klüngellieschen«, ein schwarzes Schaf mit einer Schelle um den Hals. Sein Auftreten sollte die Menschen warnen, wenn Banditen, Herumstreuner oder versprengte Soldaten in die Feldmark eingedrungen waren. Nicht weit davon, in der Flur »In den Erlen«, ging ein Mann um, der »auf dem Nacken« eine Fitzebohnenstange trug, daran ein glühender Kessel hing.

Anmerkung

Der Brahmkamp war ein mit Buchen bestandenes, ehemals mit Ginster (»Brahm») bewachsenes Waldstück an der Nordwestecke der Buerer Feldmark, westlich von Haus Lüttinghof.

Das wasserumwehrte Haus Lüttinghof an der Lüttinghofallee 3-5 wurde im 14. Jahrhundert auf Betreiben der Kölner Erzbischöfe zur Sicherung der Veste Recklinghausen errichtet. Haus Lüttinghof ist vorbildlich restauriert und beherbergt eine täglich geöffnetes Restaurant. Eine Besichtigung sowie ein Spaziergang durch das angrenzende Gehölz ist möglich. Polsum ist ein Ortsteil von Marl (Kreis Recklinghausen). Buer ist ein Stadtteil von Gelsenkirchen. Storchennest wurde die 1778 erbaute und 1988 abgebrochene Vikarie (Wohnhaus des Vikars) genannt, die an dem gleichnamigen Waldweg lag (Vor Ort nicht ausgeschildert.). Der dort wohnende Vikar betreute die nun abgetragene –im Stadtplan irrtümlich noch vermerkte- St. Antoniuskapelle auf Haus Lüttinghof. Der Grundriss der ehemaligen Kapelle ist vor Haus Lüttinghof mit Pflastersteinen im Rasen markiert. In den Erlen liegt bei Gelsenkirchen-Scholven. Ein Vikar ist ein einem Pfarrer untersteller Priester. Eine »Fitzebohnenstange“ ist eine Holzstange an der weiße Bohnen gezogen (angebaut) werden.

Haus Lüttinghof (WGS 84: 51.619762° 7.039082°)

Literaturnachweis

  • Kollmann, 121f. nach: Josef Beckmann, De Spook in´n Braomkamp, VK 1929, 67f. (K. hat den Text ins Hochdeutsche übertragen.); in Am. verwendete u. weiterführende Lit. : Rudolf Brock, Haus Lüttinghof in: Griese, 95-100


Hier finden Sie: Haus Lüttinghof (51.619762° Breite, 7.039082° Länge)

Diesen Ort mit weiteren Geodiensten anzeigen. Weitere Sagen aus Gelsenkirchen.


Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




Der Text ist urheberrechtlich geschützt. Nähere Informationen: siehe Impressum.

Ruhr2010Logo
Redaktion