Der Ring der Johanna Christina von Knipping

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Abtei Werden 1890

Die Witwe des frühverstorbenen Diedrich von Knipping auf Haus Hackfurt, Sibille von Westerholt, heiratete im Jahre 1625 den Statthalter Vincenz Rensing aus Dorsten. Das einzige Kind aus ihrer Ehe mit Diedrich von Knipping war die Erbtochter Johanna Christina Sie heiratete im Jahre 1628 den Johann Dietrich vom benachbarten Hause Brabeck. Johanna Christina brachte eine stattliche Morgengabe mit in die Ehe. Hierauf bildete sich die stolze, selbstbewußte Frau einiges ein, zumal das Geschlecht der Brabecks verarmt war. Es hatte besonders während der Truchsessischen Wirren viel gelitten. 1583 war Brabeck gestürmt und sein Besitzer, Georg von Brabeck, gefangen genommen worden. Er mußte sich mit, einem hohen Lösegeld wieder freikaufen.

Im Bewußtsein ihres Reichtums warf Johanna Christina am Tage nach ihrer Hochzeit in Gegenwart ihres Mannes und zahlreicher Gäste einen wertvollen edelsteinbesetzten Ring in den Schloßteich und sprach hierbei selbstsicher: «So wahr wie dieser Ring nicht mehr zum Vorschein kommt, so wahr wird Brabeck nicht mehr verarmen!«

Im Mittelalter waren die Gewässer sehr fischreich, und Fische waren auf jedem Tisch eine gern gesehene Speise. So sorgten die Teiche des Hauses Brabeck dafür, daß in der Schloßküche nach Belieben der Herrschaft Fischgerichte zubereitet werden konnten.

Noch zu Lebzeiten der Johanna Christina wurde beim Zubereiten eines dicken, im Schloßteich gefangenen Karpfens überraschend der Ring gefunden, den Johanna Christina in ihrer Überheblichkeit - wie sie glaubte: für ewige Zeiten - in den Teich geworfen hatte und für immer verschwinden lassen wollte.

Johanna Christina erlebte es noch, daß mit ihrem verschwenderischen Enkel Johann Hermann von Brabeck das Vermögen des Geschlechts ruiniert wurde. 1703 übertrug daher die Abtei Werden als Eigentümer des Hauses Brabeck, dieses wegen Überschuldung des damaligen Inhabers, das Lehen an die Freifrau Anna Sibilla von Westerholt. Das Geschlecht: von Brabeck hat sich von diesem finanziellen Tiefstand nie wieder erholt. So bewahrheitet sich auch hier das Sprichwort «Glück. und Glas, wie leicht bricht das. «

Anmerkung

Zu Haus Brabeck und zur Abtei Werden siehe die Anmerkung zur vorausgehenden Sage. Die Verarmung der Inhaber von Haus Brabeck begann zunächst durch kriegerische Ereignisse. Im Truchsessischen Krieg (1583-1588) war Brabeck beschossen und dann gestürmt worden. Der Besitzer Georg von Brabeck wurde gefangengenommen. Die Familie mußte ihn freikaufen. Die Taktik, begüterte Frauen zu ehelichen, schien für ein verarmtes Geschlecht sicher eine gute Sache zu sein. Johanna Christina von Hackfurt war eine gute Partie. Vermutlich führte der Leichtsinn es Johann Hermann von Brabeck zur späterem Verarmung.

Das in Privatbesitz befindliche Haus Hackfurt liegt an der Hackfurtstr. 115 und ist auf Anfrage von außen zu besichtigen. Gräftenreste sind an dem ehemaligen Rittersitz nicht mehr sichtbar. Der jetzige Fachwerkanbau wurde 1790 errichtet. Zur Familie von Westerholt siehe die Sage 50. Dorsten ist eine Stadt im Kreis Recklinghausen.

Statt Morgengabe wäre »Mitgift“ die passendere Bezeichnung, denn Morgengabe benennt die materielle Zuwendung des Ehemannes an die Ehefrau nach der Hochzeitsnacht.

Haus Brabeck (WGS 84: 51.590069° 6.937759°) Haus Hackfuhrt (WGS 84: 51.60148° 6.939712°)

Literaturnachweis

  • Rottmann,20f. ; in Am. verwendete u. weiterführende Lit. : Kollmann, 92


Hier finden Sie: Haus Brabeck (51.590069° Breite, 6.937759° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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