Der Martertod der Thebäischen Legion und St. Viktor in Xanten

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Der römische Kaiser Diokletian (*284-†305) hatte einen Mitregenten names Maximian. Als sich gegen Maximian die Bagauden, ein gallisches Landvolk erhoben, sandte ihm Diokletian römische Truppen aus dem Orient zu Hilfe. Darunter befand sich auch die Thebäische Legion, aus der ägyptischen Stadt Theben. Die ganze 6666 Mann starke Legion samt ihrem Befehlshaber Mauritius war christlich. Da man aber die Christen Galliens in Verdacht hatte, den erwähnten Aufstand veranlasst zu haben, ließ der Feldherr, um seine Soldaten auf die Probe zu stellen, diese an der Rhone den Göttern opfern. Die Thebäischen Legion weigerte sich, dem Befehl Folge zu leisten. (…). Da wurden sie zuerst zweimal dezimiert, d.h. jeder zehnte Mann, auf den das Los fiel, wurde hingerichtet. Dann wurden die übrigen, da keiner sich zum Abfall vom Christentum bewegen ließ, von dem ganzen übrigen Heere umringt und ohne Widerstand zu leisten, niedergemacht. Dies geschah im Jahre 286 bei der Stadt Octodurum, dem heutigen Dorfe Martinach/Martigny in der Schweiz. Weitere Abteilungen der Legionen erlitten in Trier, Bonn und Köln wegen ihres Glaubens den Märtyrertod. (…).

Nach dem Kölner Blutbade war nur noch der Kohortenführer Viktor mit 330 (nach anderen mit etwa 860) Waffengefährten in Xanten übriggeblieben. Auf dem ihm angewiesenen Marsche rheinabwärts war er zur Colonia Trajana bei Xanten gelangt und lagerte sich dort in den Wiesen des Rheines. Hier wurden die christlichen Soldaten von den nachfolgenden heidnischen Legionen umzingelt und niedergemacht. An der Stelle des alten römischen Amphitheaters bei (Xanten-) Birten sollen sich die Christen noch verteidigt und die noch sichtbaren vier Eingänge gehauen haben. Noch jetzt dient der Ort Gotteszeremonien, wie Prozessionen, worauf ein großes Kreuz inmitten der Arena hinwies; doch ist es unwahrscheinlich, dass an dieser hochgelegenen, trockenen Stelle Viktor umgekommen sei; es soll ja in einer sumpfigen Gegend gewesen sein. (…). Die Leichname der Christen wurden in die Sümpfe am Hagenbusch geworfen. Etwa 50 Jahre später sammelte die hl. Helena, die Mutter des römischen Kaisers Konstantin, die Überreste und ließ über ihnen zuerst eine Kapelle errichten. (…). Später erbaute St. Helena ein prächtiges Münster zu Ehren Viktors und seiner Genossen. Dieses wurde nicht allein der Mittelpunkt der Geschichte dieser Stadt, sondern auch die tatsächliche Grundlage der Heldensagen des Mittelalters. Auch das berühmte Nibelungenlied soll nichts weiter als eine poetische Ausschmückung dieser Sage sein (…). Die Römer nannten das hiesige Lager castrum traiana. In späteren Zeiten wusste man den Begriff „Traiana“ nicht mehr zu deuten und verstand ihn als „Troiana“. Man brachte den Begriff also fälschlich mit angeblich bis hierhin geflohenen Trojanern aus dem Heldenepos Homers in Verbindung oder auch mit Hagen von Tronje, dem Mörder Siegfrieds aus dem Nibelungenlied. Tatsächlich soll sich der Name Xanten aus dem lateinischen »ad sanctos« = zu den Heiligen (Märtyrern um St.Viktor) ableiten. Im Volksmund wird die Stadt jetzt noch »Santen« genannt.


Anmerkungen

Die Colonia Ulpia Traiana (CUT) war eine römische Stadt in unmittelbarer Nähe des heutigen Xantens. Sie wurde von Kaiser Marcus Ulpius Traianus gegründet und nach ihm benannt. Als Colonia gehörte sie zu den etwa 150 Städten im römischen Reich, die dieses höchste Stadtrecht besaßen und als »Abbilder Roms« galten. Ulpia Traiana war nach Claudia Ara Agrippinensium (dem heutigen Köln) und Augusta Treverorum (Trier) die drittgrößte römische Stadt nördlich der Alpen und ein Hauptort Germania Inferiors. Heute bildet die ehemalige Colonia Ulpia Traiana den sehenswerten Archäologischen Park Xanten (APX) an der *Wardter Straße. Viele römische Bauten wurden dort rekonstruiert. Unbedingt sehenswert! Der Xantener Dom St. Viktor am *Domplatz gilt als größter Dom zwischen Köln und dem Meer. Seinen Namen verdankt der Dom St. Viktor dem Märtyrer und Angehörigen der Thebäischen Legion, Viktor von Xanten, der im 4. Jahrhundert im Amphitheater von Vetera (Xanten-Birten, Heesweg 13-1) hingerichtet worden sein soll. Der Legende nach soll die Kaiserin Helena die Gebeine des heiligen Viktor und seiner Gefährten geborgen und ihnen eine Kapelle errichtet haben, aus der später der Dom hervorgegangen ist. Bei archäologischen Grabungen unter dem Dom wurde festgestellt, dass der Märtyrer an diesem Ort bereits im 4. Jahrhundert verehrt wurde. Kloster Hagenbusch war ein ehemaliges Benediktinerinnen-Kloster in Xanten-Hochbruch im Bereich *Im Niederbruch 4. Es wurde wohl einst an dem Ort errichtet, an dem die Leichen der Märtyrer aus dem Sumpf geborgen worden waren. Im obigen Text heißt es: „Auch das berühmte Nibelungenlied ist nichts weiter als eine poetische Ausschmückung dieser Sage“ um St. Viktor. Diese Behauptung teilt die Wissenschaft nicht.


Archäologischer Park Xanten (ehemalige Römersiedlung Colonia Ulpia Traiana) (WGS 84: 51° 40' 09.78" 6° 26' 46.23")

Dom St. Viktor in Xanten (WGS 84: 51° 39' 44.72" 6° 27' 14.09")

Basilika St. Gereon in Köln (WGS 84: 50° 56' 35.56" 6° 56' 45.20")

Literaturnachweis

  • Karl Heck, Heinrich Peitsch, Es geht eine alte Sage, Sagen, Legenden und Erzählungen vom unteren Niederrhein, Wesel 1967, S. 112-114 (nach: Heimatspiegel)


Hier finden Sie: Archäologischer Park Xanten (51.669383° Breite, 6.446175° Länge)

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Diese Sage ist in den bisher erschienen Werken von Dirk Sondermann nicht enthalten. Von ihm erschienen die Bücher Ruhrsagen, Emschersagen, Bochumer Sagenbuch, Wattenscheider Sagenbuch und Hattinger Sagenbuch. Weitere Publikationen sind in Vorbereitung. Bitte beachten Sie auch unsere Veranstaltungshinweise.


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