Der Mariä-Bach zu Sterkrade

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Wohnhaus von Gottlob Jacobi an der Antony-Hütte

Wegen der Vorkommen von Raseneisensstein, das dicht unter der Erdoberfläche abgebaut werden konnte, wählte der Münsteraner Domherr von Wenge Osterfeld als Standort für seine Antony-Hütte aus. Somit wurde dieser Oberhausener Stadtteil die Wiege der Industrialisierung des Ruhrgebietes. Zuvor hatte man sich jedoch noch mit dem benachbarten Nonnenkloster in Sterkrade zu einigen. Die Nonnen befürchteten nämlich die Verschmutzung des Elpenbaches, der das Kloster mit Trinkwasser versorgte. Die Hütte wurde 1758 in Betrieb genommen, sie mußte aber auf die Belange des Klosters Rücksicht nehmen.

Sterkrade war ein besonderes Kloster, dessen Kirche auf St. Liudger zurückgehen soll. Außerdem besaß das Gotteshaus ein von der Bevölkerung sehr verehrtes Marienbild. Es war das »Passauer Gnadenbild der Muttergottes«, eine Nachahmung des berühmten Madonnenbildes von Lucas Cranach. Weil dieses Gnadenbild in unmittelbarer Nähe des lustig plätschernden Elpenbaches (Elfenbaches) stand, wurde es im Volksmund einfach »Mariä-Bächlein« genannt.

Ursprünglich hatte das Bild im Zimmer eines Klosterbedientesten gehangen. Doch eines Nachts geschah etwas Ungewöhnliches. Mit großem Lärm fiel das Marienbild von der Wand und blieb vor dem Bett ohne irgendeine Stütze stehen! Am anderen Morgen hängte der Bedienstete das Bild wieder an die Wand und hielt in der folgende Nacht zusammen mit einem Kollegen dort Wache. Der Vorgang wiederholte sich. Die beiden meldeten das der Äbtissin und dem Pfarrer. Nachdem das Marienbild in die Kirche gebracht worden war, kamen die Leute von nah und fern.

Bald geschahen die ersten Wunderheilungen, die von einer Kommission aus Datteln, Marl und Gladbeck untersucht und anerkannt wurden: Zuerst wurden eine Frau und ein Mädchen aus Sterkrade von schwerer Krankheit geheilt. Ein Kind aus Gladbeck, das nur mit Krücken gehen konnte, wurde nach einer Wallfahrt nach Sterkrade wieder völlig gesund. Ähnliches wurde von einem gelähmten Kind und einem blinden Mann aus Bottrop berichtet. Das Nonnenkloster mit dem einst so idyllisch plätschernden Bach besteht heute nicht mehr. Das Marienbild gibt es jedoch noch in Sterkrade und genießt dort noch große Verehrung. Die vielen Kerzen davor beweisen es. Würde man dem Bild heute einem Namen geben, es würde wahrscheinlich »Maria in der Industrie« heißen.

Anmerkungen

Bottrop, Marl, Gladbeck und Datteln sind Städte im Kreis Recklinghausen. St. Liudger war der Gründer der ehemaligen Benediktinerabtei Werden in Essen-Werden. Er errichtete nicht die Kirche zu Sterkrade. 1255 wurde das Zisterzienserinnen-Kloster Sterkrade gegründet und 1809 aufgehoben. Seit 1738 wird das Gnadenbild der »Mutter vom guten Rat« einer Kopie des Passauer Maria-Hilf-Bildes, an diesem Ort verehrt. Das Original hängt im Innsbrucker Dom in Österreich. Das Bildnis ist rechts vom Altarraum der nach Kriegszerstörungen 1953 im modernen Stil errichteten und meist geöffneten St. Clemenskirche an der Klosterstr. 15 in Sterkrade zur Anbetung ausgestellt.

Die 1758 gegründete St. Antony-Hütte, die erste Eisenhütte des Ruhrgebietes, liegt an der Antoniestr. 32-34 in Oberhausen-Sterkrade direkt am Elpenbach. Zwei Fachwerkgebäude sind dort noch erhalten.

St. Antony-Hütte (WGS 84: 51° 31' 8" 6° 52' 19")

Literaturnachweis

  • Heinrichs, 110f.


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Diese Sage folgt der Themenroute 22 – Mythos Ruhrgebiet der Route der Industriekultur des Regionalverbandes Ruhr.
Der RVR bietet zum Thema »St. Antonie-Hütte« folgende Informationen.


Hier finden Sie: St. Antonie-Hütte (51.518889° Breite, 6.871944° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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