Der Kobold in der Bruchfeldmühle

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Der Bärenkampf

Am südlichen Ausgang des Katzenbusches auf Stuckenbusch zu liegen noch heute die Mauerreste der ehemaligen Bruchfeldmühle mit einem alten Mühlstein. Von dieser Mühle geht folgende Sage unter den alten Hertenern um:

Eines Abends, - es ist schon ganz dunkel und es regnet, was nur immer vom Himmel herunterkommen will, - da klopft es ans Fenster. Und als der Müller ruft: »Was ist denn los? Wer ist da?« da antwortet jemand draußen: »Ach, nehmt mich doch auf für diese Nacht, ich habe mich im Dunkeln verirrt«.

Der Müller nimmt seine Tranfunzel und macht die Haustür auf. Aber beinahe hätte er die Lampe vor Schreck fallen lassen. Denn wer steht da draußen vor ihm? Ein Mann - und neben ihm ein schwarzes Ungeheuer!

»Ach«, sagt der Mann, »ich bin ein Bärenführer und weiß in der Dunkelheit gar nicht, wohin mit dem Bären, auch regnet es in Strömen. Nehmt mich doch bitte auf für die Nacht.«

Ja«, entgegnet der Müller, »für euch wäre schon Platz da, ihr könnt auf der Ofenbank schlafen. Aber wo soll ich denn euern Bären lassen? Für den habe ich keinen Platz.«

Da meint der Bärenführer: »Sperrt ihn doch in die Mühle! Korn und Mehl frißt er nicht. Und ich kann ihn ja an die Kette legen«.

»Das ginge schon«, sagt der Müller. »Aber ihr müßt wissen, daß in der Mühle ein Kobold herumspukt. Der hat mir schon viel Ärger gemacht und mir viel Korn und Mehl verdorben. Wenn der über euern Bären kommt, wer weiß, wie es dann dem armen Tier ergehen wird!«

»Da macht euch keine Sorge, Müller! Der Bär wird schon mit euerm Kobold fertig werden!«

So wird denn der Bär in die Mühle gesperrt, und der Mann legt sich auf die Ofenbank.

Mitten in der Nacht wachen beide Männer auf. In der Mühle ist ein furchtbarer Lärm! Es geht da kopfüber, kopfunter. Den Bären hört man wütend brummen und dazwischen quiekt und schreit es ganz jämmerlich.»

Hört ihr, jetzt hat sich der Kobold über euern Bären hergemacht!« »Das wird dem Kobold schlecht bekommen«, meint der Bärenführer.

Aus der Mühle kam noch ein lauter ängstlicher Schrei - man hörte ein Plumpsen im Mühlenteich -, und dann ist alles still.

Als die beiden Männer am anderen Morgen in der Mühle nachsehen, da liegt der Bär ganz ruhig da und schläft, als sei in der Nacht gar nichts geschehen. Von dem Kobold aber ist nichts mehr zu sehen.

Und siehe da, von dieser Nacht ab war der Kobold verschwunden. Der Bär mußte ihm doch gar sehr zugesetzt haben. Er ließ sich überhaupt nicht mehr in der Mühle sehen, und kein Mensch wußte, wo er geblieben war.

So vergeht ein ganzes Jahr. Da sitzt der Müller wieder eines Abends still in seiner Mühle. Auf einmal geht die Tür auf. Und wer steckt seinen dicken Kopf in die Stube? - Der Kobold! »Müller«, sagt er, »lebt eure große schwarze Katze noch?«

Der Müller kriegt einen Schreck und weiß erst gar nicht, was der Kobold meint. Aber dann fällt es ihm ein und er ruft: »Jau, Jau, se liäwet noch! Un siem schwatte Junge hädd se krieggen!« (»Ja, sie lebt noch und hat sieben schwarze Junge bekommen!“ D. S.)

Da schlägt der Kobold vor Angst die Tür schnell zu und ist seitdem nicht wiedergekommen.

Anmerkung

Die schon vor 1940 abgebrochene, einst wasserbetriebene Bruchfeldmühle lag an der Westseite des nun kanalisierten Resser Baches, gegenüber dem Hundesportverein an der Kampfbahn Katzenbusch (ehem. Stuckenbuscher Weg) in Herten.

Stuckenbusch ist ein Stadtteil von Recklinghausen.

ehem. Bruchfeldmühle (WGS 84: 51.584333° 7.162867°)

Literaturnachweis

  • Midunsky, von Pilgrim S. 65ff. ; in Am. verwendete u. weiterführende Lit. : Kollmann,136f.


Hier finden Sie: ehem. Bruchfeldmühle (51.584333° Breite, 7.162867° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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