Der Hexentanzplatz am Semerteich

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Hans Baldung Grien - Die Hexen

Neben der historischen Stätte im Harz (Blocksberg/ Brocken, D. S.) nimmt auch Hörde den Ruhm für sich in Anspruch, einen Hexentanzplatz zu besitzen. Zwei Männer, die einst gegen Mitternacht nach Dortmund gingen, können ein Lied davon singen. Als sie den Kreuzweg (da, wo jetzt das Kreishaus steht) überquert hatten, sahen sie die Hexen im Mondlicht heranreiten. Schnell zogen sie um sich einen Kreis, in den sie sich stellten. (Nach dem Volksglauben kann man sich nämlich dem Hexenzauber entziehen, wenn man einen Bannkreis um sich zieht.) Um 12 Uhr kamen die Hexen auf Besenstielen, Schaumlöffeln, Dreschflegeln und Mistgabeln . tierangeritten. Die letzte, die auf dem Schaumlöffel ritt, wurde durch die Last eines Kochtopfes, den sie auf dem Rücken trug, zurückgehalten. Deshalb rief sie ihren Genossinnen zu: «Nit so iilig, it mett jo doch wachen, bis dat eck met Kuocken ferrig bin.

(Nicht so eilig, ihr müßt ja doch warten, bis ich mit Kochen fertig bin.) Da rief einer von den späten Wanderern der Hexe zu: «Do süüst du ok grade no ut, du swatte Düwel. « (Da siehst du auch nach aus, du schwarzer Teufel.) Nun stürmte die ganze Gespensterschar wütend gegen sie an: `Dat söit it büßen. « (Das sollt ihr büßen.) Aber der Kreis hielt die Hexen von den Bedrohten ab. Als sie dann merkten, daß sie nichts ausrichten konnten, ritten sie nach dem Semerteich, wo sie unter viel gellendem Geschrei ihre Tänze aufführten und einen Scheffel Erbsen kochten und verzehrten. Als die Turmuhr eins schlug, waren die Hexen verschwunden. Sie sind dann noch öfter von späten Vorübergehenden am Semerteich beobachtet worden.

In der Dämmerung, sobald die Sonne untergegangen, erschienen die Hexen auf ihren Tanzplätzen; wurden sie von Menschen oder Tieren angegriffen, so nahmen sie mörderische Rache. Nichts war ihnen heilig. Am 1. Ostertage drangen sie in die Kirche und fielen plötzlich dem Pfarrer mit lautem Hohngelächter in die Predigt ein. Augenblicklich waren sie verschwunden. Zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten gingen sie in Teufelsgestalt auf Stelzen. Dann galt es, das Haus und den Hof gut abzuschließen. Sie waren wandlungsfähig und gar oft haben sie in Altweibergestalt den Kindern viel Schaden zugefügt.

Anmerkungen

Schöne, sexuell attraktive und dazu noch selbstbewußte Frauen haben für viele Männer etwas Unheimliches (Müller). Das Kreishaus (Amtshaus) stand und steht an der Kreuzung Wilhelm van Vlotenstr. / Ecke Semerteichstr. (Der Semerteich ist unlokalisierbar. Hinweis erbeten !)

Kreishaus Dortmund (WGS 84: 51.49452° 7.498223°)

Literaturnachweis

  • Müller, 107 (Hörder Volksblatt vom 18. 2. 1928, Volkstümliches aus Hörde- Hexenglaube)


Hier finden Sie: Kreishaus Dortmund (51.49452° Breite, 7.498223° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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