Der Heidenstein

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Tief in einer wilden Schlucht Liegt der Heidenstein gebettet, Wie ein Eremit, der sich Aus dem Weltgewühl gerettet.

Unberührt vom Tageshall Und der Sonne Lichtgefunkel, Altersgrau und schlummermüd’, Ruht er dort im Dämmerdunkel.

Wasser raunen um ihn her, Wasser, die vom Berge kommen Und zur alten Mutter Ruhr Schon wie lange sind geschwommen.

Ist es auch kein starker Gruß Und das Rauschen nur geringe, Heilig dennoch ist sein Fluß, Denn er kommt von dem »heiligen Springe«.

So in öder Einsamkeit Liegt der Heidenstein gebettet, Wie ein Erimit, der sich Aus dem Weltgewühl gerettet.

(Heinrich Kämpchen)

Anmerkungen

Schon Petersen schrieb 1823: In der Winzer Mark (liegt) ein heiliger Spring nebst einem Altarsteine an einem tiefen Hohlwege. Der Heidenstein bezeich­net einen moosbewachsenen Findling von ca. 1 Meter Höhe, 1,5 Metern Breite und 1,4 Metern Tiefe. Am Bahrenberg/ Ecke Wasserstr. folgen Sie der Wasserstr. Nach 35 Metern überquert die Wasserstr. einen Bach, den sogenannten heiligen Spring. Dem Gewässer bachaufwärts folgend, finden Sie den Heidenstein nach 40 m in selbigem. Siehe dazu auch die folgende Sage.

Heidenstein (WGS 84: 51.39615° 7.144017°)


Vortrag von Dirk Sondermann, gehalten am 6.Juni 2015 anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel am Heidenstein

Sagen sind ein wertvoller Teil unseres kulturellen Erbes. Die Auseinandersetzung mit Sagen fördert die Identifizierung mit dem lokalen Raum. Andres gesagt: Sagen dienen dazu heimatliche Identität auszuprägen und können zum aktiven Engagement im Gemeinwesen und in der Gesellschaft ermutigen. Mit realen Orten verbundene Sagen können diese Orte aufwerten. Sie dienen der Lokalisierung von Landschaft und Erinnerung und gehören somit auch zum landschaftlichen Kulturerbe. Folgerichtig wurden auch Sagen im Jahre 2003 formulierten UNESCO Abkommen zum Schutz des immateriellen Kulturguts aufgenommen.

Das menschliche Bedürfnis nach einer heiligen Stätte von der Wunder ausgehen oder der übernatürliche Phänomene nachgesagt werden, kann in die Umgebung ausstrahlen und –wenn nicht eine sakrale- so doch geheimnisvolle Landschaft erzeugen, in der Immaterielles an die Zeugnisse des materiellen Kulturerbes gebunden ist. An dem materiellen Zeugnis – in unserem Fall der Heidenstein- macht sich lokalisierte Erinnerung in der Landschaft fest. Und nichts anderes als lokalisierte Erinnerung ist die Sage. So gesehen können Sagen das narrative, das erzählerische Kulturerbe von Landschaften abbilden. Sie sind Bestandteil des immateriellen Kulturerbes und zugleich Ausdruck einer individuellen Weltsicht (vgl. Helmut Fischer, s.u).

Schon Petersen schrieb 1823: In der Winzer Mark (liegt) ein heiliger Spring nebst einem Altarsteine an einem tiefen Hohlwege. Und wenn sie vom Blutverluste Schon zum Tode lagen nieder, Gab ein Trank vom Wunderwasser Ihnen doch das Leben wieder.¬ Auch den unfruchtbaren Frauen, Deren Hoffen schon zerronnen, Tranken sie von seinem Nasse, Half der kühle, klare Bronnen.

Sagenerzählen spielt sich heute weitgehend auf dem weiten Feld des Tourismus ab. Sagen sind also nicht nur Faktoren des regionalen Bezuges, sondern sie spielen auch eine Rolle bei der Präsentation der Regionen. Fremdenverkehr ist heute einer der ganz wenigen Bereiche mit steigenden Umsätzen - und die Sagenwelt zum touristischen Thema zu machen, ist eine sichere Investition. Hattingen – die Drei-Burgenstadt. Diese uralten Gemäuer laden nicht nur zu Ausflügen vor der eigenen Haustür ein, sondern sind auch ausdrucksstarke Zeugen mittelalterlicher Geschichte und den damit verwobenen Sagen der Region. Sagen leben in Nischen des Irrationalen, des Volkstümlichen und des Atmosphärischen, was jenseits bloßer historischer Daten und Fakten verborgen liegt. Am Grenzpfad zwischen Wahrheit und Fantasie, Historie und idealisierter Projektion wird Geschichte durch Sagen sinnlich fühlbar gemacht.

Ganze Regionen wie der Mittelrhein nutzen schon lokale Sagen für ihr Stadtmarketing, z.B. durch kreative Merchandisingideen. Auch in unserer westfälischen Nachbarstadt Raesfeld existiert seit drei Jahren ein Kunst- und Sagenpfad, der gerne genutzt wird. Konkrete Planungsvorschläge:

1. Sagenpfad mit Hinweistafeln, der vom Ruhrradweg aus in die historische Altstadt weist (Kirchturm St.Georg-Kirche, Horkenstein)

2. Drei-Burgen Pfad (Isenurg, Burg Blankenstein, Haus Kemnade)

3. Nibelungenpfad auf dem Isenberg (nach Konekis, Kanis, Lodemann). Das Symbol des Drachenkampfes auf dem Hattingens Stadtwappen (St.Georg) könnte um eine Facette erweitert werden.

4. Sagenhaftes Wandern Hattingen, Burg Blankenstein – sagenumwoben und Isenberg Hattingen – sagenumwoben

5. Der Horkenstein gilt nun als einer von nur zwei Menhiren in ganz NRW. Prof. Schlosser wies in dem Buch "Hattinger Sagen" schon darauf hin.

Hattinger Sagen – ein für die Förderung des Stadttourismus noch unentdeckter Schatz!

Literaturnachweis

  • Kämpchen, 1909, 10f.
  • Fischer, Helmut, Erzählgut als landschaftsliches Kulturerbe. Dem narrativen Kulturerbe auf der Spur, in: Erzählungen als kulturelles Erbe. Das kulturelle Erbe als Erzählung, Münster New York, 2014, S.237-252


Hier finden Sie: Heidenstein (51.39615° Breite, 7.144017° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Hattinger Sagenbuch.
Essen: Verlag Pomp, 2007
ISBN 978-3893552542.



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