Der Gummibaum
Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet
Frühjahr 1989. In Noordwijk/Niederlande erzählte die Sozialarbeiterin Ilse Beßler aus Langendreer dem Herausgeber folgende sagen-hafte Geschichte:
Sie hatte von einer Bekannten gehört, dass eine kaufmännische Angestellte in Bochum die Pflege des großen Gummibaumes übernommen hatte, der über mehrere Etagen eines Verwaltungstreppenhauses gewachsen war. Zuvor war der Baum nicht fachgerecht versorgt und weder gedüngt noch richtig gegossen worden. Oft hatte er trocken gestanden oder voller überschüssigem Wasser im Topf, so dass er viele Blätter verloren hatte und einen kümmerlichen Eindruck machte. Als sie nun den Gummibaum regelmäßig goss und düngte sowie jeden Tag verwelkte Blätter abknipste, Staub von den Blattflächen wischte, Zweige festband – einige ihrer Mitarbeiter wollen sogar gehört haben, dass sie den Baum ansprach –,brachte er neue Blätter hervor, entwickelte sich wieder prächtig und wuchs sehr üppig. Viele der Kollegen lobten ihren »grünen Daumen« und erfreuten sich täglich an der schönen Pflanze, die ein wenig Farbe in das graue Gebäude brachte.
An einem sonnigen Wochenende hatte die Angestellte auswärts Freunde besucht und fuhr abends mit dem Pkw auf der Autobahn zurück nach Bochum. Während dieser Fahrt wurde die Frau in einen Unfall verwickelt, der für sie tödlich ausging. Am Montagmorgen begann in der Verwaltungsstelle wie gewöhnlich der Dienst. Doch waren die Angestellten sehr erstaunt, denn der am Freitagnachmittag noch prächtig aussehende Gummibaum hatte sämtliche Blätter verloren und lag völlig verdorrt und abgestorben im Treppenhaus. Sofort fragten sie nach ihrer Mitarbeiterin, um wenig später von dem tragischen Unfall zu erfahren. Die Angestellten waren nun der Meinung:Der Gummibaum starb in dem Moment, in welchem seine Pflegerin verunglückte!
Literaturnachweis
- Mündlich, Tradenten sind im Text angegeben.
Weitere Sagen aus Bochum.
Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:
Verlag Pomp, 2004
ISBN 978-3893550678.
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