Der Dickkopp
Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet
Vor Jahrzehnten, als die Höntroper Hönnebecke noch nicht bebaut war, als sich der Bach, von dem die heutige Straße ihren Namen hat, noch durch den langgestreckten Siepen hinschlängelte, da tauchte um Mitternacht an der alten Kopfweide, die da stand, wo heute die breite Treppe zur oberen Siedlung führt, ein Mann mit einem gewaltig dicken Kopf auf und erschreckte die Menschen. Er tat keinem Menschen etwas. Seine Freude schien nur zu sein, den Menschen Angst einzuflößen. Nie sah man das Gespenst aus der Nähe. Es vermied es, allzu dicht sich den Menschen zu nähern. Man hörte immer nur das meckernde, hässliche Lachen, wenn wieder ein Mensch vor der unheimlichen Gestalt geflüchtet war.
Bei dem »Dickkopp« soll es sich um den Geist eines Knechtes gehandelt haben, der vor Jahrhunderten einmal einen Priester aus Schabernack auf dem Versehgang so geängstigt und erschreckt habe, dass der Geistliche zu spät bei dem Sterbenden ankam und dieser ohne den Empfang der Sakramente sterben musste. Zur Strafe nun musste der Knecht nachts als Gespenst über die Erde wandeln und die Menschen erschrecken, die ihn immer wieder auf ’s neue verfluchten. Heute, nachdem die Hönnebecke fast ganz bebaut und auch nachts erleuchtet ist, sieht man den »Dickkopp« nicht mehr. Heute hat er wohl seine Ruhe gefunden.«
Anmerkungen
Übrigens – Kopfweide und Gespenst waren vormals dort zu sehen, wo heute zwischen den Häusern In der Hönnebecke 68-74 die Treppe zur oberen Siedlung hochführt. Die zwei mächtigen Trauerweiden links und rechts der Treppe erinnern noch heute an die Kopfweide des Dickkopps. Die Hönnebecke wurde 1664 Huenebecke, also große Becke oder großer Bach genannt.
Spukgebiet des Dickkopp (WGS 84: 51.460101° 7.151692°)
Literaturnachweis
- Pütters, Großmutter erzählte, 8;
- vgl. Pütters, Flurnamen, 20
Hier finden Sie: Spukgebiet des Dickkopp (51.460101° Breite, 7.151692° Länge)
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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:
Essen: Verlag Pomp, 2004
ISBN 3-89355-248-0.
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