Das verwünschte Schloss

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Vollmond

Auf der Spellener Heide nahe dem jetzigen Friedrichsfeld stand vorzeiten ein großes, prächtiges Schloss. Der letzte Besitzer, ein Herr von Drieven, liebte Pracht und Üppigkeit über die Maßen. Um seinen Begierden und Wollüsten noch mehr zu frönen, schloss er einen Pakt mit dem Bösen. Nun fehlte es ihm nicht an Mitteln, um das Geld für Schlemmereien und Wüstlingsleben mit vollen Händen wegzuwerfen. Der Ritter brauchte nur in ein geheimes Gemach seines Schlosses zu gehen, wo eine große Eichentruhe voller Gold- und Silbermünzen stand, die nie leer wurde. Das dauerte so eine ganze Zeitlang. Da wurden beide einst uneins, da der Ritter dem Teufel nicht den Gefallen tun wollte, ihm auch sein unschuldiges Töchterlein, das der schlimme Schlossherr sehr liebte und trotz seiner Lasterhaftigkeit vor allem bösen Einflusse bewahrte, gleichfalls zugängig zu machen. Der Teufel wollte nun den Ritter holen, obgleich die Zeit noch nicht abgelaufen war, so dass der Höllenfürst eigentlich gar keine Gewalt über ihn hatte.

Dennoch machte der Satan den Versuch. Eines Tages machte er das Schloss unsichtbar, um es mitsamt seinen Bewohnern in den Abgrund hinabzuziehen. Aber dies gelang ihm nicht, vielmehr blieb es auf der alten Stelle stehen, ist aber nicht wieder sichtbar geworden. Alle hundert Jahre aber kommt es in der Vollmondnacht zum Vorschein. Zuletzt hat es ein angesehener Mann aus Hünxe gesehen. Als dieser vor mehreren Jahren von Götterswickerhamm nachhause zurückwanderte, führte ihn sein Weg über die Spellener Heide, auf der er gegen 12 Uhr nachts unweit Heidelust ankam, gerade als der Mond voll wurde. Auf einmal war der Weg verschwunden, auf dem er ging, und er sah sich in eine fremde Gegend versetzt, die er noch nie geschaut hatte. Vor sich erblickte er ein schönes, hell erleuchtetes Schloss, aus dem ihm lauter Jubel und rauschende Musik entgegen scholl. Eine Zeitlang blieb er verwundert stehen. Dann näherte er sich neugierig dem Schlosse. Schon stand er an der über einen Graben führenden Zugbrücke, da tanzten plötzlich Hunderte von Flämmchen vor ihm hin und her. Nun fiel ihm aber auch die Geschichte von dem unsichtbaren Schlosse ein, die man ihm als Kind oftmals erzählt hatte, Er wurde von einem geheimen Grauen ergriffen und eilte, mit Angstschweiß bedeckt, davon. Wohl zwei Stunden lang lief er in der Irre umher und stand noch mehrmals, umgaukelt von huschenden Lichtflammen, am Schlossgraben, bis er endlich in der Ferne Dreschen hörte. Darauf ging er zu und erreichte glücklich das Dorf Bucholt. Am anderen Morgen ging er mit vielen Leuten auf die Heide zurück, aber sie fanden nichts. Nur an einer Stelle, die etwas hügelig war, kam ihnen starker Schwefelgeruch entgegen.

Anmerkungen

Spellen, Götterswickerhamm und Friedrichsfeld sind Stadtteile von Voerde. Bucholt ist ein Ortsteil von Hünxe (Kreis Wesel). Zum Herrn von Drieven und vom ehemaligen Schloss bei Friedrichsfeld konnten wir keine Informationen ermitteln (Hinweis erbeten !). Die Spellener Heide liegt im heutigen Stadtteil Friedrichsfeld an der heutigen Heidestraße. Heidelust ist eine Straße an der Spellener Heide.

Literaturnachweis

  • Karl Heck, Heinrich Peitsch, Es geht eine alte Sage, Sagen, Legenden und Erzählungen vom unteren Niederrhein, Wesel 1967, S. 32 (Heimatspiegel)




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Diese Sage ist in den bisher erschienen Werken von Dirk Sondermann nicht enthalten. Von ihm erschienen die Bücher Ruhrsagen, Emschersagen, Bochumer Sagenbuch, Wattenscheider Sagenbuch und Hattinger Sagenbuch. Weitere Publikationen sind in Vorbereitung. Bitte beachten Sie auch unsere Veranstaltungshinweise.


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