Das verwünschte Schloß

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Vollmond

»Schwerte ist ... ein Mittelpunkt westphälischer Volkssagen, von Wehrwölfen und Bündnissen mit dem Teufel und von verrückten Grenzsteinen, von der weißen schatzhütenden Jungfrau und dem versunkenen Schloß, das alle hundert Jahre in einer Vollmondnacht auf der Wandhofener Haide hell erleuchtet, von Jubel und Musik erfüllt, sichtbar wird.« (Schücking-Freiligrath, 316)

Zwischen den Orten Schwerte und Wandhofen, unweit der Ruhr, hat da, wo jetzt die Wandhofer Heide ist, vor Zeiten ein großes, prächtiges Schloss gestanden, von dessen früherer Geschichte aber nichts mehr bekannt ist. Nur das weiß man noch, dass dessen letzter Besitzer ein Pracht und Üppigkeit sehr liebender Herr gewesen ist, der, seinen Begierden und Wollüsten ganz frönen zu können, einen Pakt mit dem Bösen errichtete. Nachdem dieser eine lange Zeit ihm gedienet, sind einstens beide uneins geworden, worauf der Teufel den Ritter hat holen wollen. Weil aber dessen Zeit noch nicht um gewesen, hat der Teufel in dem Augenblicke, als er das Schloss unsichtbar gemacht, um es mitsamt seinen Bewohnern in die Hölle zu stoßen, seine Macht darüber verloren und es nicht bis in die Hölle bringen können. Vielmehr ist es auf seiner alten Stelle geblichen und nur nicht wieder sichtbar geworden. Alle hundert Jahre aber kommt es in der Vollmondnacht zum Vorscheine. Zuletzt hat es ein angesehener Mann von Westhofen gesehen. Diesen führte vor mehreren Jahren, als er von Schwerte nach Westhofen zurückkehren wollte, sein Weg über die Wandhofer Heide, auf welcher er gegen zwölf Uhr nachts ankam, als gerade der Mond voll wurde. Auf einmal verschwand der Weg, auf dem er ging, und er sah sich in eine fremde Gegend versetzt, die er noch nie geschauet hatte. Vor sich erblickte er ein großes, schönes, hell erleuchtetes Schloss, aus dem ihm lauter Jubel und die schönste Musik entgegenschallte. Er blieb verwundert eine Zeitlang stehen; als ihm aber die Geschichte des verwünschten Schlosses einfiel, eilte er erschrocken von dannen. Doch den Weg konnte er nicht wieder finden, und wohl zwei Stunden lang lief er voll Angst in der Irre umher, bis er zuletzt von ferne dreschen hörte. Darauf ging er zu und erreichte glücklich das Dorf Wandhofen. Am andern Morgen ging er mit vielen Leuten auf die Heide zurück; aber sie fanden nichts; nur an einer Stelle, die etwas hügelig war, kam ihnen starker Schwefelgeruch entgegen.

Anmerkungen

Zum Haus Wandhofen siehe Anmerkung zur nächsten Sage. Die Wandhofer Heide im Bereich des ehemaligen Haus Wandhofen ist heute bebaut. Zum (Reichshof) Westhofen siehe die historische Einführung zu Schwerte.

Literaturnachweis

Stahl, 111f. (mündlich)




Weitere Sagen aus Schwerte.

Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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