Das Wappen der Familie von Syburg
Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet
»Wo aus der Öffnung des süderländischen (sauerländischen) Gebirges kommend die Lenne in offenem breiten Wiesenthale sich in die Ruhr stürzt, da rauscht diese an einer hohen jähen Bergwand vorbei, auf deren Rücken die Feste Hohensyburg angelegt war ...« (Schücking-Freiligrath, 316)
Auf dem Kaisberg bei Herdecke lagen seit Wochen die Franken und sahen hinüber nach dem steilen Fels, an dessen Fuß die Lenne
in die Ruhr mündet und auf dessen Krone sich die Sigiburg der Sachsen ausbreitet. Der große König Karl hatte alle Listen der Eroberungstaktik angewendet und war wiederholt vor den tiefen Gräben und hohen Wällen der Fliehburg zurückgeschlagen worden. Selbst ein Aushungern der Verteidiger schien unmöglich. Wenn man ihnen wenigstens das Wasser nehmen könnte! Doch die Versorgung mit Wasser hatten die Sachsen, da der Donarbrunnen auf dem Burggelände nicht genug Wasser führte, als besonders dringliche Aufgabe schon lange gelöst. Sie hatten eine geheime Wasserkunst gebaut. Es mussten ja nicht nur die Verteidiger mit Wasser versorgt werden, sondern auch die in die Burg geflüchteten Menschen samt ihrem Vieh. Die Wasserkunst bestand aus zwei großen Rädern, eins oben im Gebüsch auf dem Burgwall, das andere unten dicht über dem Fluss. Über beide lief durch einen tiefen Schacht ein Seil mit Ledereimern nach unten. Die füllten sich beim Unterlaufen des Flusses mit Wasser und wurden von den Menschen heraufgezogen. (Gronemann) Man erzählt sich, daß da, wo die Stadt und Veste Syburg im Gebiete des Reichshofs Westhoven lag, früher ein Tempel mit der Irminsäule stand und daß der Papst Leo I. denselben umtaufte und daraus eine Kirche zu Ehren der heil. Jungfrau und St. Petrus machte, den Abgott Irminsaul aber zerschmetterte. Dies soll auf einer ehernen Platte in der dasigen Kirche, welche sich links über dem Eingang zur Sakristei befand, gestanden haben (776 oder 799). Nun hat aber im damaligen Südbergau zur Zeit Karls des Großen eine reiche Edeldame gewohnt, die ist mit ihren Kindern und Leuten dem Kaiser behilflich gewesen, ein Wasserrad, durch welches die von ihm in der Veste Belagerten das Wasser hinaufzogen, zu vernichten, wodurch jene zur Übergabe gezwungen wurden. Als Belohnung hat ihr der Kaiser die Burg nebst ansehnlichen Gütern zu Lehn gegeben und erlaubt, ein Rad auf ihrem Heerschilde zu tragen, woraus nachgehends ihr Wappen entstanden ist. Den Namen aber habe sie von dem Schlosse, welches sie bewohnt, angenommen. Nach einer andern Sage hätte ein Mann, namens Syburg, dem Kaiser Karl bei der Eroberung des Schlosses Syburg sehr tapfer beigestanden und sei von ihm deshalb zum Ritter geschlagen worden, weil er aber den Crodo und die Irminsäule, welche Götzenbilder hier gestanden, mit zerstören helfen, habe ihm der Kaiser zum Andenken dieser Tat erlaubt, von Crodo das Rad und von der Irminsäule die Federn auf seinem Heerschild zu tragen. (Grässe) Auf diese Weise kam der Verräter wohl zu Wappen und Namen von Syberg. In späteren Zeiten war die Familie von Syberg im Besitz der Burg Blankenstein in Hattingen an der Ruhr (siehe Sage 59). Das Wappen dieser Familie begegnet uns auf Burg Kemnade in Hattingen an der Ruhr und im Eingangstor zum alten Friedhof der Bochum-Stiepeler Dorfkirche mehrmals (siehe Sagen 66f.) Als Gerichtsherrn von Stiepel waren von Syberg auch Patrone der Ortskirche. Sie bestimmten den Pfarrer und hatten das Recht die Gemeinde (-arbeit) zu kontrollieren. (Sondermann) Im folgenden Jahr 776 nutzten die Sachsen unter der Führung ihres Herzogs Widukind die Abwesenheit König Karls aus, der in Italien einen Aufstand unterdrückte, und erhoben sich gegen die fränkischen Eroberer. Sie versuchten, die Sigiburg zurückzugewinnen. Als sie die Burg belagerten, unternahmen die Franken einen unvermuteten Ausfall, griffen die Belagerer im Rücken an und jagten die völlig überraschten Sachsen nach Norden über das Emschertal hinweg nach Dortmund und bis zur Lippe. Bei diesem plötzlichen Angriff hätte sich, wie die Lorscher Annalen berichten, über der von König Karl im Jahr zuvor erbauten Peterskirche ein wundersamer Flammenschein in der Form von zwei feurigen Schilden gezeigt, die aufeinander einschlugen. Sachsen und Franken deuteten dieses Zeichen je nach ihrem Glauben. Die Franken fühlten sich in ihrem Kampf bestärkt. Die Sachsen aber überfiel eine blinde Furcht, so daß sie in kopfloser Verwirrung flüchteten. Da sie sich aber immer nach dem bedrohlichen Wunderzeichen umgesehen hätten, wären sie blindlings in die Lanzen der eigenen Leute hineingelaufen. (Gronemann)
Anmerkungen
Die Sigiburg, eine ausladende Fliehburg in (Erd-) Wallbauweise wurde wohl in sächsischer Zeit erbaut. Die Sigiburg war die bedeutendste militärische Anlage des Sachsenherzogs Wittekind (Widukind) im heutigen Ruhrgebiet im Kampf gegen die Franken unter der Führung des späteren Kaiser Karls des Großen. Einige Wälle sind noch deutlich in der Umgebung zu erkennen; zum Beispiel neben Hohensyburgstr. 188 oder gegenüber Hohensyburgstr. 204. Die Hohensyburg wurde wohl um 1100 von König Heinrich IV. (1050-1106) am südlichen Rand der sächsischen Sigiburg erbaut. Im 13. Jahrhundert wurde sie von den Grafen von der Mark zerstört. Wieder aufgebaut verfiel sie wohl im 16. Jahrhundert. Die Ruine der Hohensyburg liegt unweit der {{Straße|Hohensyburgstr. rechts, westlich vom Spielcasino. Unweit der Hohensyburg ist der Vincketurm von 1857, benannt nach dem ersten preußischen Oberpräsidenten der Provinz Westfalen, Ludwig Vincke (†1844) und ein mächtiges Kaiser Wilhelm I. Denkmal an der Hohensyburgstr. zu besichtigen. Zum Kaisberg siehe Sage 102, zum Donarsbrunnen siehe Sage 94, zum Reichshof Westhofen siehe die geschichtliche Einleitung zu Schwerte, zur Irmensäule siehe Sage 43, zum Götzen Crodo (Krodo) siehe die nachfolgende Sage und die Sagen 55 und 90.
Hohensyburg (WGS 84: 51.4199° 7.487333°)
Literaturnachweis
- Graesse, Bd.1, Nr. 742 (nach von Steinen, Teil VI., 1592); vgl. Gronemann, 180–182
Hier finden Sie: Hohensyburg (51.4199° Breite, 7.487333° Länge)
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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.
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