Das Neunuhrleuten in Hamm

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Pauluskirche Hamm

Es war ungefähr in der Mitte des 16. Jahrhunderts, in einer Zeit, in der Hamm, die Hauptstadt der Grafen von der Mark, noch fast ganz von Wald umgeben war, der fast bis unmittelbar vor die Stadtmauer reichte. Jeden Abend musste der Wächter in dem Turmstübchen der »Großen Kirche« für die Sicherheit der Stadt wachen. Eines Abends im Sommer sah der Wächter fern im Osten einen gewaltigen Feuerschein, vermutete einen Waldbrand und blies »Feuer!«. Die Leute stürzten eilig herbei und zogen mit ihren Spritzen zum Tore hinaus; aber merkwürdigerweise konnten sie keine Brandstelle entdecken und missmutig zogen sie heim. Am folgenden Tage bemerkte der Wächter den Feuerschein genau um dieselbe Stunde, und wieder blies er ins Horn; abermals rückten die Bürger hinaus und wiederum mussten sie nach langem, vergeblichem Suchen heimkehren. Als der Wächter am dritten Tage noch einmal Feuerschein sah und blies, zogen nur wenige Bürger hinaus, die anderen wollten sich nicht noch einmal anführen lassen und richtig, weit und breit war kein Brand zu entdecken. Die Ausgezogenen fluchten und schimpften über den Wächter, der sie nun dreimal zum Narren gehalten hatte. Als der Wächter am Abend des vierten Tages im Osten wieder den Brand bemerkte und zwar diesmal in unmittelbarer Nähe der Stadt, eilte niemand auf seinen Ruf herbe; denn keiner wollte sich zum vierten Male irreführen lassen. Aber diesmal war es bitterer Ernst. In rasender Eile kam der Brand näher; der ganze Wald war ein Flammemeer, das Feuer hatte bald den Wall erreicht und die Funken flogen in die Stadt. Schon züngelten hier und da kleine Flämmchen empor und in kurzer Zeit war der größte Teil der Stadt eingeäschert. Die Flammen ergriffen auch die »Große Kirche«. Zuerst fing der Turm Feuer, dessen brennende Spitze auf die Sakristei schlug. Die Glut war so gewaltig, dass die Sandsteinmauern innen weiß, außen aber rotglühend waren. Spuren des Brandes sind heute noch an der Sakristei zu sehen. Zum Andenken an diesen furchtbaren Brand lässt man seit der Zeit abends um neun Uhr die Glocken der »Großen Kirche« läuten.

Anmerkungen

Die ``große´´ im gotischem Stil errichtete evangelische Pauluskirche am Marktplatz (bis 1912 nach St. Georg und Laurentius – den Schutzheiligen der Stadt - genannt) ist der zentrale Kirchenbau in Hamm. Das genaue Alter des heutigen Bauwerks ist unbekannt, einige Quellen nennen das Jahr 1275 als das Jahr des Baubeginns. 1558 wurde die Stadt von einem der zahlreichen Hammer Stadtbrände heimgesucht. Das Neunuhrleuten bezieht sich wohl auf den großen Stadtbrand am 16. April 1741.

Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Pauluskirche_(Hamm) Wikipedia

Pauluskirche (WGS 84: 51° 40' 53.12" 7° 49' 09.91")

Literaturnachweis

  • Karl Wehrhan, Westfälische Sagen, Leipzig 1934, Nr. 210


Hier finden Sie: Pauluskirche (51.681422° Breite, 7.819419° Länge)

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Diese Sage ist in den bisher erschienen Werken von Dirk Sondermann nicht enthalten. Von ihm erschienen die Bücher Ruhrsagen, Emschersagen, Bochumer Sagenbuch, Wattenscheider Sagenbuch und Hattinger Sagenbuch. Weitere Publikationen sind in Vorbereitung. Bitte beachten Sie auch unsere Veranstaltungshinweise.


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