Das Gnadenbild der alten Stiepeler Dorfkirche

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Stiepeler Dorfkirche

Ein überregional wenig bekanntes Juwel sakraler Baukunst ist die (heute evangelische) meist geöffnete Pfarrkirche in Bochum-Stiepel. Man findet die Kirche im Zentrum des alten Dorfes Stiepel im Bochumer Süden an der Brockhauser Str. 72 an einem Hang über der Ruhr gelegen. Die Gründung der Stiepeler Dorfkirche – eines der ältesten Gotteshäuser im Ruhrtal – soll nach der Meinung vieler Stiepeler Heimatforscher untrennbar verbunden sein mit der Lebensgeschichte ihrer Stifterin, der Gräfin Imma, die – wie man vormals annahm – aus dem Geschlecht des Sachsenherzogs Wittekind stamme. Nach Fürsprache von Immas angeblichem Bruder Meinwerk, dem Hofkaplan des Kaisers Otto III. und späteren Bischof von Paderborn, schenkte Kaiser Otto im Jahre 1001 ihrem Mann, dem Grafen Liudger, den Hof Stiepel. Nach angezweifelten Urkunden soll auf Vermittlung von Kaiser Heinrich II. hin der Erzbischof Heribert von Köln am 6. April 1008 der Gräfin Imma seine Einwilligung zum Bau einer Eigenkirche in Stiepel zu Ehren der Jungfrau Maria gegeben haben. Dieses Gründungsdatum geht wohl auf eine durch die Stiepeler Gerichtsherrn von Syberg im 17. Jahrhundert gefälschte Urkunde zurück. Nach dem Tod ihres Mannes ging Imma nach Bremen, wo ihr Vetter (?) Unwan Erzbischof war. Im Jahr 1038 starb Imma und wurde aufgrund ihrer großen Verdienste um die Bremer Kirche und der Armen im dortigen Dom beigesetzt. Auch mittels »geschönter« Urkunden versuchten die Bremer im 13. Jahrhundert ihre Wohltäterin in die Zahl ihrer Heiligen einzureihen. So wurde folgendes erzählt: Einige Jahrzehnte nach Immas Tod wurde ihre Gruft geöffnet. Ihr Leib war zu Staub verfallen. Nur ihre rechte Hand war unversehrt. Mit ihr hatte sie Wohltaten erwiesen, geholfen und geschenkt. Als kostbare Reliquie soll Immas rechte Hand das ganze Mittelalter hindurch in der Werdener Abtei aufbewahrt und verehrt worden sein (Heinrichs). Seit dem Mittelalter war die Stiepeler Dorfkirche ein bekannter Marienwallfahrtsort. Papst Bonifaz VIII. gewährte dem Gotteshaus 1295 acht Ablaßtage. (Nach der Vorstellung der katholischen Kirche büßen Verstorbene, bevor sie die Herrlichkeit Gottes schauen, je nach Lebenswandel eine zeitlich begrenzte Sündenstrafe im Fegefeuer ab. Durch Wallfahrten und damit verbundene Ablaßtage kann der Gläubige seine Sündenstrafe schon im Voraus verkürzen.) Das damals hoch verehrte Marienbildnis ging aus unbekannten Gründen verloren. Das zweite, heute noch existierende Gnadenbild, entstand vermutlich in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts und dürfte in Westfalen angefertigt worden sein. Dieses neue Gnadenbild, wird heute noch in Stiepel verehrt – und zwar nicht mehr in der alten Dorfkirche, sondern in der neuen St. Marien-Wallfahrtskirche Am Varenholt 9. Zur Zeit der Reformation hat man das Stiepeler Gnadenbild in die Ruhr geworfen. In einem Kolk bei (Hattingen-) Baak blieb es im Gestrüpp hängen. Aber auch da stieß man es wieder in die Ruhr zurück. Das Gnadenbild trieb nun ab bis (Essen-) Werden. Dort blieb es mitten auf dem Wasser stehen und schwamm nicht weiter. Die Leute meldeten es ihrem Pfarrer. Man fischte es aus dem Wasser und stellte es auf einen Altar in der Abteikirche. Dort wurde es weiter verehrt.Allein, seit das Gnadenbild in den Mauern Werdens stand, kam Unglück über Unglück in die Stadt. Besonders ein Bauersmann wurde arg heimgesucht. Unglück im Stall, in der Familie und endlich noch Blitzschlag und Brand. Schon lange ging die Mär, daß all das Unglück mit dem Stiepeler Gnadenbilde zusammenhängen müsse. Unserem Bauersmann riß der Geduldsfaden. Er lief in seinem Zorn zum Altar, riß das Bild herab, legte es auf einen Hauklotz und wollte es zerspalten. Doch siehe da, das Gnadenbild widerstand den Axthieben und aus den Hiebstellen quoll helles Blut hervor. Erschreckt lief der Bauer zu seinem Pfarrer. Dieser aber war schon lange der Meinung, das Gnadenbild wolle und müsse wieder zurück nach Stiepel. Und so geschah es auch. Man brachte das Bild wieder an seinen alten Platz nach Stiepel, und der Unglücksengel mied von da ab die Stadt Werden. (Deuschle) Zur Abteikirche in Werden siehe Sage 31.

Stiepeler Dorfkirche (WGS 84: 51.416417° 7.235233°)

Literaturnachweis

  • Vgl. Sondermann, BS, 48–51 (nach Heinz Winter, Königreich Stiepel, Bochum 1987, 186; Raimund Trinkaus, Gräfin Imma, Haus Kemnade und Stiepel in: Stiepel gestern und heute, Nr.17, Bochum-Stiepel 2000, 10–15; ders.: Noch einmal Gräfin Imma und Kemnade ..., in: Stiepel gestern und heute, Nr.19, Bochum-Stiepel 2001, 14–28; Winfried Schonefeld, Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Stiepel, Bochum 1983, 10–28; Heinrichs,108)


Hier finden Sie: Stiepler Dorfkirche (51.416417° Breite, 7.235233° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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