Das Dorstener Feldkreuz
Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet
Am alten Weg von Dorsten über den Goldbrink in die Feldmark steht ein Steinkreuz. Es ist ganz verwittert und bis zu den Armen in den Boden versunken. Die Leute erzählen, dass hier zwei junge Männer den Tod fanden. Der eine erstach aus Eifersucht seinen Freund. Der konnte sich nicht wehren und würgte den anderen. Ein Ratsherr fand die beiden Toten. Er ahnte, dass es hier einen Streit um seine Tochter gegeben hatte.
Anmerkungen
Die alten, niedrigen Steinkreuze weisen auf einen ungewöhnlichen Todesfall hin. Es sind Sühnenkreuze, keine Gedächtniskreuze, wie wir sie kennen. Bis ins 16. Jahrhundert, seltener noch im 17. Jahrhundert, wurden sie als Sühnezeichen aufgerichtet. In den Fehden des Mittelalters war Totschlag nicht selten, durfte doch jeder Freie seine Waffen (Speer, Kurz- oder Langschwert) mit sich tragen. Während des Gottesdienstes mussten diese allerdings in der »Gerkammer« (Ger = Speer) abgegeben werden. Nach einem gewaltsamen Todesfall trafen sich die Sippen von Opfer und Täter und verhandelten über Sühnebeiträge unter der Aufsicht eines Geistlichen (Pfarrer, Abt, Mönch). Es ging um die Versorgung der Angehörigen des Toten, um Stiftung von Seelenmessen, Wachs für Kerzen und die Errichtung eines sichtbaren Sühnezeichens. Die Hand des Toten wurde abgetrennt und musste als Beweisstück dem Gericht vorgewiesen werden. Bei der Aussöhnung legte der Täter sie zum Toten ins Grab. Die »Klage der toten Hand« ist ein sächsisch-thüringischer Brauch. Sie lastete auf den Familien. (Kollmann, 187)
Goldbrink und Feldhauser Str. sind Straßen in Dorsten.
Standort des Dorstener Feldkreuzes: An der alten Stadtmauer steht das Kreuz zwischen Westwall und Westgraben in westlicher Verlängerung der Patersgasse nördlich davon. Um 1965 wurde es dort aufgestellt. Vorheriger Standort: siehe unten.
Geschichte: Das Steinkreuz stand lt. Angabe von Anwohnern früher an der von Brockpähler genannten Feldhauser Straße, gegenüber Haus-Nr. 104. Es wurde dann umgesetzt in den Park des Kriegerehrenmals und mit zwei Stahlankern an der alten Stadtmauer befestigt. Das Steinkreuz ist sehr stark verunstaltet und verwittert. Den unteren Teil bildet ein Kreuzstein. Die Rückseite ist unbearbeitet. Das erhaben (4cm) ausgearbeitete Kreuz auf der Vorderseite hat die Abmessungen 80:50cm. Drei ausgeprägte Wetzrillen. Auf dem ersten Blick meint man, hier wären zwei unterschiedliche Werkstücke willkürlich zusammen gefügt. Tatsächlich soll es sich aber um einen Stein handeln, der zweimal bearbeitet wurde. Siehe: Sühnekreuz.
Dorstener Feldkreuz (WGS 84: 51.660334° 6.962264°)
Literaturnachweis
- Adelheid Kollmann, Sagen aus dem alten Vest und dem Kreis Recklinghausen, Recklinghausen 1994, S.186f
- Brockpähler, Wilhelm - Steinkreuze in Westfalen, 1963, S.28
Hier finden Sie: Dorstener Feldkreuz (51.660334° Breite, 6.962264° Länge)
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