Bochums Namen und Wappen
Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet
»Keine von allen Städten Westfalens hat so viele veränderte Namen, als diese.« (Kortum 1790)
Woher der Name Bochum seinen Ursprung hat, ist ungewiss. In einigen Quellen ist zu lesen, der Name lasse sich von einem Buchenwald ableiten, der vormals im Stadtzentrum oder um die Stadt herum gestanden habe. An anderer Stelle wird behauptet, die Stadt sei eine frühe Stätte der Gelehrsamkeit gewesen, was Johann Kayser (1698) zu dem kühnen Reim hinriss:
»Was Wunder, dass den Namen (Bochum) hat bekommen,
allwo die Bücher selbst den Ursprung hergenommen!«
Demnach sollen in alter Zeit Bücher aus den Rinden von Buchen gefertigt worden sein, und da im Ort angeblich so viele Gelehrte wohnten, habe es hier viele Buchen-Bücher gegeben, daher der Name: Bochum.
Leider war die intellektuelle Hochschätzung der Westfalen (also auch der Bochumer) nicht allgemein verbreitet. Friedrich I., König in Preußen, meinte:
»Sein die Vasalle (Gefolgsleute) dumme Oxen,... die Nacion sehr intrigandt (hinterlistig) und falsch dabey und sauffen wie die Berster (Tiere) – mehr wissen sie nichts.«
Nachdem wir diese Einschätzung von höchster Ebene höflich überlesen haben, folgt nun von Carl Arnold Kortum (1790) die dritte These zur Herkunft des Stadtnamens: Dieser soll sich vom Grafen Cobbo herleiten, welcher der Stammvater der gräflichen Familie von Cobbenheim und einer der ersten Herren der Grafschaft Bochum gewesen sein soll. Daher habe man den Ort ursprünglich »Villa Cobbonis« genannt. Weil Cobbos Untertanen damals schon Christen gewesen sein sollen, soll Karl der Große ihm unsere Gegend und die Erbvogtei (Aufsicht) über die Bistümer Münster und Osnabrück anvertraut haben. Cobbo, von dem die Grafen von Tecklenburg abstammen sollen, starb 874 im Kampf gegen die Normannen (Wikinger) bei Ebbecksdorf (wo immer der Ort auch liegen mag. D.S.). Es heißt, vor zweihundert Jahren habe man die Reste einer seiner Hauptburgen, die eine halbe Stunde vom Stadtzentrum gelegen war, noch gezeigt. Dieses Anwesen wurde damals noch Kobeysem genannt, was ursprünglich Cobbonisheim, also die Wohnung des Grafen Cobbo bezeichnet haben soll. Von dieser Burg habe die Stadt den Namen Cobuchheim, Buchheim und endlich Bochum erhalten. Der hier angesprochene Kabeisemanns Hof, heute Gut Goldhamme genannt, liegt an der Hansastr.150.
Zum Vierten meinte der Weitmarer Dorfpfarrer Petersen (1823), Bochum sei von der (wahrscheinlich nur ihm bekannten) Bedeutung des alt-griechischen Adjektivs baukos = »schön« abgeleitet worden... und solle auf die angenehme Lage der Stadt hinweisen. Dass baukos in Wahrheit »prüde« bedeutet, möge uns dabei nicht weiter stören. Nach seiner Meinung sprachen die Leute in dieser Gegend ausschließlich Altgriechisch. Zu guter Letzt wurde sogar der große Geograph der römischen Antike, Claudius Ptolemäus, bemüht, der um 150 n. Chr. eine Karte Germaniens gezeichnet haben soll, auf dem der Ort »Bogadium« erscheint, der als das frühe Bochum aufgefasst worden ist. Widerlegen können wir diese Deutung ebenso wenig wie eine weitere Erkenntnis des weisen Ptolemäus, nämlich: »Die Erde ist rund!«
Übrigens – die zuerst angeführte Theorie wird heute als die wahrscheinlichste angesehen. Danach wurde der Name Bochum von einem Buchenhain (= Buchenwald) hergeleitet, der beim Stadtkern gelegen haben soll.
Ungefähr vierzig verschiedene Schreibweisen des Stadtnamens sind überliefert worden, zum Beispiel: Villa Cobbonis, Boeken, Bokum, Boekum, Beckum, Böckum, Boykem, Boicheim, Buichem, Bechem, Boychem, Kofbucheim, Buchem, Bochern, Boekem, Buchen, Bochumb, Bockumb, Baukem, Bauckum, Cobuchheim, Cofbuchem, Kaubaukum, Bockum und schließlich Bochum. Die Vorsilbe Kau (= Kuh) -baukum hat angeblich auf das viele Rindvieh hinweisen sollen, das die Bochumer täglich von ihren Kuhhirten zur gemeinsamen Weide, der Vöde, treiben ließen. Diese Vorsilbe sollte Kau-baukum von ähnlich geschriebenen westfälischen Orten (Beckum, Bockum) unterscheiden helfen. Manche alten Karten Westfalens führten Bochum erst gar nicht auf, vielleicht weil die Geographen an der Namensfülle irre wurden.
Der Name wurde erstmals im Jahre 1041 in einem Dokument von Hermann II., Erzbischof von Köln, urkundlich erwähnt.
Das »sprechende Wappen« der Stadt Bochum, erstmals in einer Urkunde von 1381 überliefert, war infolge dieser babylonischen Namensverwirrung ebenfalls falsch hergeleitet worden. Das Wappen zeigt (vereinfacht ausgedrückt) ein schwarzes Buch auf blauem Grund, womit wir wieder zur Stätte der (Buch-) Gelehrsamkeit zurückgekehrt sind.
War derjenige, der das Wappenbild entwarf, vielleicht ein Weiser, ein Visionär, der damals 580 Jahre weit in die Zukunft blickte und vor seinem inneren Auge Bochum bereits als Universitätsstadt sah?
Übrigens, nach der Eingemeindung Wattenscheids im Jahr 1975 übernahm Bochum in sein Wappen die rot-weißen Rauten der alten Grafschaft Mark, die zuvor das Stadtwappen Wattenscheids zierten.
Gut Goldhamme (WGS 84: 51.484323° 7.174566°)
Literaturnachweis
- v. Steinen,1757,16 Stück; Kortum, 1790 , 53f., 71 (hier auch weitere Literaturangaben zur Familie des Grafen Cobbo), 216f; Petersen; Rupprecht,2
Hier finden Sie: Gut Goldhamme (51.484323° Breite, 7.174566° Länge)
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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:
Verlag Pomp, 2004
ISBN 978-3893550678.
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