Berggeist Caspar erteilt Rat

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Steiger im Ruhrbergbau mit Häckel und Geleucht

Karl Schmidthaus:

Opa Gehr.. erzählte auch noch folgende Geschichte:

Beim Kohlen in einem einigermaßen ergiebigen Flöz waren sie plötzlich auf eine Störung gestoßen. Die Kohle war wie abgeschnitten und der feste Stein tat sich vor ihnen auf. In gerader Richtung begannen sie nun, den Stein herauszubrechen, in der Annahme, dass sich nur ein Steinpacken in die Kohle hineingeschoben habe und sie dann hinterher das in derselben Richtung verlaufende Flöz wieder bekämen.

Nach einigen Tagen Arbeit am Stein wollten sie ihr Tun an diesem Ort aufgeben, weil sie glaubten, sie fänden das verlorene Flöz doch nicht wieder. Als sie gerade darüber sprachen, sollen einige kräftige Schläge erschollen sein, so, als kämen sie aus dem Stein. Dann wollen sie eine derbe, tiefe Stimme gehört haben, die ihnen riet: »Geht drei Meter nach links!« Sie taten es – und fanden ihr Flöz wieder.

Der Steiger war maßlos erstaunt, als sie ihm ihren Erfolg meldeten und wollte wissen, wie sie gerade darauf gekommen seien, nach links zu gehen. Sie sagten es ihm nicht. Ihre Meinung war aber, dass ihnen Caspar den guten Rat gegeben habe.

Nach ihren Darstellungen handelte es sich beim Berggeist – wenn er in menschlicher Gestalt gesehen wurde – in den meisten Fällen um einen uralten, großen Bergmann mit schneeweißem Bart, der sehr lang herunterhing. Dann aber auch um ein uraltes, kleines Männchen. Andere Male machte er sich nur bemerkbar, wie durch Klopfen in Gestein, durch einen scharfen Luftzug und ähnliche Erscheinungen. Oft warnte er die Bergleute vor bestehenden oder aufkommenden Gefahren, manchmal zeigte er ihnen aber auch fündige Felder und zuweilen auch ihren vorzeitigen Tod an.

Anmerkungen

Steiger: Bergleute, die nach Besuch einer Bergschule (heute Bergfachhochschule) Aufsichtsaufgaben im Bergbau auch unter Tage durchführen.

Literaturnachweis

  • Schmidthaus, Nr. 1654, wohl 1961, S. 18f; S. 25f.;
  • Hermann, 146f.




Weitere Sagen aus Bochum.



Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Bochumer Sagenbuch.
Verlag Pomp, 2004
ISBN 978-3893550678.




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