Bauern und Bergleute
Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet
Gott hatte die Welt erschaffen, den Himmel und das Meer, Bäume und Sträucher, Blumen und Kräuter, die Fische im Wasser, die Vögel in der Luft und die Tiere auf der Erde. Nur die Menschen fehlten noch. Eines Tages nun ging Gott durch das Land zwischen Ruhr und Emscher. Er freute sich an den blühenden Wiesen, an den murmelnden Bächen, und er fand, dass die Gegend recht schön und sehr fruchtbar sei.
Plötzlich stieß er mit seinem Fuß an einen Erdklumpen. »Werde ein Mensch!«, sprach Gott und sah, wie der Haufen sich regte und bebte, um schließlich zu einem Menschen zu werden. Der erste Wattenscheider stand vor ihm und drückte seinem Schöpfer zur Begrüßung so kräftig die Hand, dass dieser fast aufgeschrien hätte. Dann gab Gott dem Mann einen Pflug, Schaufel und Hacke und sprach: »Ziehe den Pflug durch die Erde, damit du auf dem Boden Korn säen und ernten kannst. Mit Schaufel und Hacke aber sollst du unter dem Boden ernten!« So taten es die Wattenscheider dann auch, sie wurden Bauern und bestellten ihre Äcker. Viele hundert Jahre später jedoch entdeckten sie unter den Feldern Kohle, die sich in dicken und dünnen Flözen durch den Boden zog. Bald ernteten viele Wattenscheider, mit Hacke und Schaufel ausgerüstet, tief unter der Erde die Kohle, während ihre Nachbarn hoch oben auf der Erde auch weiterhin ihre Äcker bestellten und gutes Korn in die Scheunen einbringen konnten
Literaturnachweis
- Hüls, o. J., 33
Weitere Sagen aus Bochum.
Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:
Essen: Verlag Pomp, 2004
ISBN 3-89355-248-0.
Der Text ist urheberrechtlich geschützt. Nähere Informationen: siehe Impressum.