Arnd Buschmanns Mirakel
Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet
Von dem von der Emscher umflossenen Buschmannhofe bei Meiderich, auf dem es nach der Sage noch heute spuken soll, wird schon aus dem Jahre 1437 eine merkwürdige Geistergeschichte erzählt, die nicht nur handschriftlich, sondern auch in mindestens elf zwischen 1483 und 1520 entstandenen Drucken uns überliefert ist. Danach erschien dem 25-jährigen Jungknecht Arnd (Arnold) Buschmann auf dem Hofe seines gleichnamigen Anverwandten des öfteren ein große Hund, der heulend auf ihn eindrang, als ob er ihn beißen wollte, aber wie ein kranker Mensch stöhnte, wenn Arnd das Zeichen des heiligen Kreuzes machte.
Nachdem sich diese Erscheinung wohl vier Monate lang wöchentlich ein oder zweimal wiederholt hatte, ging Arnd zum Pastor in Meiderich, um sich bei diesem Rat zu holen. Der sagte ihm, dass es ein Geist sei und er ihn beschwören müsse; dazu aber konnte sich der ängstliche Knecht fürs erste nicht entschließen. Endlich jedoch, als der Hund ihm wieder einmal den Weg vertrat, sprach er zitternd und bebend: »Ich gebiete dir bei der Macht Jesu Christi, unseres Herrn, dass du mir sagest dein Gebrechen!« Sogleich nahm der Geist die Gestalt eines großen alten Mannes an und gab sich als Heinrich Buschmann, Arnds Großvater, zu erkennen, beim nächsten Erscheinen noch hinzufügend, dass er arge Qualen leide, von denen der Enkel ihn erlösen möge. Da nun Arnd nicht sofort Rat zu schaffen vermochte, begann der Geist im Hause zu spuken und schüttelte das ganze Haus derart, dass es einzustürzen drohte und alle Bewohner Arnd zu sorgen baten, dass sie nicht umkämen.
Doch weder der Meidericher Pastor noch die gelehrten Kölner Doktoren, die er aufgesucht, konnten ihm helfen, so dass er nach drei Tagen rat und trostlos heimwärts zog. Da begegnete ihm auf dem Rückweg nahe bei Düsseldorf ein wunderschöner Bote Gottes in weißer Priesterkleidung, der ihn belehrte, dass der Teufel es sei, der seinen Großvater an der Bekanntgabe seines Gebrechens hindere, und jener nur vertrieben werden könne, wenn Arnd am Sonntag nach andächtig gehörter hl. Messe aus der Meidericher Kirche etwas Weihwasser in einem Kruge mitnehme und es abends über den Geist schütte mit dem Befehle, dass der Satan entweiche. Und als der folgsame Arnd so am Montagabend den Bösen beschwor, flog dieser unter Blitz und Donner von dannen, so dass nunmehr der aufatmende Geist bekennen könnte, dass er vor seinem Tode mancherlei Sünden begangen und nicht eher vor Gottes Thron treten dürfe, als bis die von ihm bei Lebzeiten gelobten, aber noch ausstehenden Messen, Wallfahrten und Almosen nachgeholt seien. Bis dies geschehen, standen Arnd und der Geist in fast täglichem Verkehr, während dessen Arnd dem Geiste allerlei Fragen vorlegte und von ihm eine ganze Reihe Auskünfte und Belehrungen erhielt, die er auf des Geistes Geheiß, so gut er könnte, zum Heile seiner Mitmenschen niederschrieb.
Anmerkung
Gehen Sie in die Einfahrt zwischen der Lösorterstr. 115 und dem Bahndamm und folgen Sie direkt links dem schmalen Bahndammdurchgang. Überqueren Sie die Bahngleise. Nach etwa 100 m sehen Sie die Alte Emscher aus der Betonröhre fließen. In diesem Bereich dürfte vormals der Buschmannshof gestanden haben. Reste des Hofes sind im jetzigen Landschaftspark Duisburg-Nord (ehemals ein Thyssen-Hüttenwerk) nicht erkennbar. Der »Pastor« war der Geistliche der ehemaligen St. Georgs-Kirche, der heutigen, meist geschlossenen evangelischen Kirche Auf dem Damm 6. Das Kirchenschiff hat eine sehenswerte, selbsttragende neugotische Holzdecke. Eine Besichtigung ist auf Anfrage im Gemeindebüro möglich.
Landschaftspark Duisburg-Nord (WGS 84: 51° 28' 49" 6° 46' 48")
Literaturnachweis
- RS , 23-25 (Bahlmann, 196-198 nach Germania, Jg. 11, Wien 1866, 11 nach einer niederdeutschen Handschrift von 1446 in der Staatsbibliothek Berlin, Ms. germ. 404, 40 Btl. 4°, abgedruckt von W. Seelmann, 40-67)
Diese Sage folgt der Themenroute 22 – Mythos Ruhrgebiet der Route der Industriekultur des Regionalverbandes Ruhr.
Der RVR bietet zum Thema »Landschaftspark Duisburg-Nord« folgende Informationen.
Hier finden Sie: Landschaftspark Duisburg-Nord (51.480278° Breite, 6.78° Länge)
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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.
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