Aberglauben

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Duisburg-Ruhrort
»Und hier vermählt sich im Silberglanz (die Ruhr) dem Vater Rhein ...« (Nonne, um 1817

Der in den alten Zeiten allgemein verbreitete Aberglaube herrschte auch in Ruhrort, indem man hier stark an Gespenster, Werwölfe und Vorgeschichten glaubte. Davon erzählte man sich wunderliche Geschichten. Man hatte zum Beispiel in einem Hause gesehen, daß eine eingesargte Leiche in der Stube stand, ein Vorzeichen, daß bald ein Familienglied sterben würde. – Ein alter Mann war dafür bekannt, daß er zuweilen einen Leichenzug gesehen haben wollte, wenn in dem betreffenden Hause bald darauf ein Todesfall eintrat. – Auf dem Schiffsbauplatz vor der Altstadt hatte man oft eine weiße oder dunkle wandelnde Gestalt von der Größe eines Kalbes gesehen, und man ließ es dabei, ohne die Sache zu untersuchen und aufzuklären und erzählte es ängstlich weiter an Groß und Klein. – Ein junger Mann, der als Freund des Fischfanges selbst die Netze und Fischtrommeln strickte, ging einst an einem Sommerabend nach der großen Weide, um seine Netze in einem Wassergraben, der mit der Ruhr in Verbindung stand, zu verbergen und sie anderen Tages in aller Frühe auszuheben. Die Netze waren gelegt, und mit der freudigen Hoffnung auf einen schönen Fang kehrte er nach Hause zurück. In der kommenden Nacht wurde er wach, stand auf, weil er meinte, es sei frühmorgens, und eilte in freudiger Erwartung seinen Netzen zu, nach der großen Weide. Kaum hat er mit dem Ausheben begonnen, als vom Turme der Stadt die Glockenschläge durch die stille Nacht herübertönen. Er zählt sie, zählt weiter, Furcht und Bangen überkommt ihn und mehrt sich mit jedem Glockenschlage. O weh, das war die Geisterstunde! In großer Angst wirft er die Netze wieder in den Graben, und, als würde er von Geistern gejagt, rennt er spornstreichs nach Hause, um sich wieder ins Bett zu legen.

Literaturnachweis

  • Bahlmann, 1922, 208f. (von Habeck, Geschichte der Stadt Ruhrort, Ruhrort 1882, 23f.)




Weitere Sagen aus Duisburg.

Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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