Über Wattenscheid

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Wattenscheider Wappen seit 1937

Schon vor der Eingemeindung nach Bochum am 1.1.1975 stand den Bewohnern hiesiger Gegend das Wasser wohl oftmals bis zum Hals, daher waren sie froh hier eine durch-wat-bare Stelle oder gar eine Siedlung inmitten sumpfigen Geländes anlegen zu können. Auf der Kirchenburg ist die Keimzelle der Besiedelung Wattenscheids. Die Regionalhistoriker liegen nicht falsch, wenn sie darauf hinweisen, dass dort schon vor Christi Geburt Menschen gesiedelt haben.

Der Grund für die diese Annahme ist die geografische Lage, die im Ruhrgebiet nur sehr selten in dieser von der Natur begünstigten Weise zu finden ist. Die Kirchenburg wird von drei Seiten von den Wassern der Radbecke und des Watermannschen Baches umflossen. Der Wattenscheider Bach breitet sich auf dem Mergelboden zu einem sumpfigen Terrain aus. Dabei stieß der Hügelrücken, der sich die Oststr. und die Hochstr. entlang ständig ansteigend ausdehnte, wie ein Sporn nach Westen in das Sumpfland hinein. Diese ideale Verteidigungsmöglichkeit hat der Siedlung den Namen gegeben: Uattanscethe ist der Ursprungsname für Wattenscheid und bedeutet, dass es sich um eine Scheide, eben den Hügelrücken, inmitten von Watten, dem Sumpfgebiet, handelt.

Der Name taucht 882 zum ersten Mal im Abgabenverzeichnis der Benediktinerabtei Werden auf. Die fränkische Herkunft des Namenteils »scethe«, der in verschiedenen Schreibweisen vorkommt, deutet darauf hin, dass Uuattanscethe schon unter den Sigambrern, den Stammvätern der Franken, gegründet worden ist.

Ob sich an dieser Stelle ein germanisches Heiligtum befunden hat, wie manche Forscher vermuten, liegt im Dunkeln. Möglich wäre es durchaus, denn was hätte nähergelegen, als sich angesichts der günstigen strategischen Lage dort niederzulassen. Der Ort brauchte lediglich nach Osten auf dem Höhenrücken durch einen Wall und Graben gesichert zu werden. Der künstlich aufgeworfene Hügel auf dem die ehemalige Kirchenburg St. Gertrud thront, bezeugt heute noch nachweislich 1200 Jahre Wattenscheider Geschichte. Wahrscheinlich waren die höher gelegenen und daher vor dem Wasser geschützteren Flächen zunächst von Kelten besiedelt. Diese wurden um 100 v.C. von germanischen Sigambrern verdrängt. Um Christi Geburt versuchten die Römer, den zwischen Rhein und Wesel gelegenen Teil Germaniens zu erobern. Dabei erfolgte die Zwangsaussiedlung der Sigambrer in den holländischen und belgischen Raum. In das von den Sigambrern geräumte Gelände drangen von Norden her die fränkischen Brukterer ein, die namensgebend für das Gebiet zwischen Ruhr und Lippe waren (Brukterergau). Das seit 1477 bekannte Wattenscheider Wappen zeigt die halbe clevische Haspel (oder ein halbiertes Glevenrad?) und den halben märkischen Balken. Die Gleve war eine mittelalterliche Waffe, die aus einer Lanze mit schwertartiger Spitze bestand. Ein Glevenrad diente zur Schildverstärkung. Haspeln wurden zum Auf- und Abwickeln von Woll-Fäden gebraucht.

Auf der Kirchenburg (WGS 84: 51.480641° 7.132503°)

Literaturnachweis

  • Bröker, 1989, 9f.;
  • vgl. Bröker, 1996, 12;
  • Ludorff, Gelsenkirchen-Stadt, 3-6;
  • Ludorff, Gelsenkirchen-Land, 4-9, 25-40;
  • Schulte, 9-14;
  • vgl. Hülder, 157-173


Hier finden Sie: Auf der Kirchenburg (51.480641° Breite, 7.132503° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Wattenscheider Sagenbuch.
Essen: Verlag Pomp, 2004
ISBN 3-89355-248-0.



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